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"Demokratie als (Lebens-)Erfahrung notwendig" - 200 Teilnehmer beim 6. Hessischen Demokratietag 2013 im Goethe-Gymnasium Bensheim

In Bensheim fand am 22. November 2013 im Goethe-Gymnasium der landesweite 6. Hessische Demokratietag unter dem Titel "Netzwerk Demokratie – Wir spinnen weiter" statt.
"Demokratie ist eine Haltung und Haltungsveränderungen beginnen immer im Kopf jedes einzelnen. Natürlich sind viele Projekte und Initiativen zur Beteiligung von Kindern und Jugendlichen gut, doch das Ziel muss sein, dass alle Menschen überall gleich an- und aufgenommen werden. Erst dann ist ein Wertewandel in Schule und in der Folge auch in der Gesellschaft möglich", so eine Stimme aus dem den Tag abschließenden World-Café.
Zuvor hatten die 200 Teilnehmer - darunter ca. 2/3 Schülerinnen und Schüler - sich intensiv in den insgesamt 12 Workshops (u.a. Klassenrat, Kinderrechte, Tipps für die SV-Arbeit, Kinder und Jugendparlament) mit ganz unterschiedlichen Inhalten zu mehr Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in Schule und Gesellschaft auseinandergesetzt. Dabei wurde ein Großteil der Workshops von Jugendlichen selbst angeleitet.
In einer Gesprächsrunde zu Beginn des Tages (Thema: Demokratie in der Schule) stellten sich Staatssekretär Dr. Ralph Alexander Lorz, Landrat Matthias Wilkes, Jürgen Mescher (Schulleiter des Goethe-Gymnasiums), Christina Wenker-Burry (Sprecherin des Landeselternbeirat) und Armin Alizadeh, Landesschülersprecher den Fragen des Moderators Helmolt Rademacher (Projektleiter des HKM-Projekts: "Gewaltprävention und Demokratielernen GuD").
"Demokratisches Handeln erfordert, neben dem Wissen über Demokratie und wie sie theoretisch funktioniert, vor allem das aktive Erleben von Mitbestimmung, konkretes Einüben und intensive demokratische Diskussionen. Zum Beispiel ist der Klassenrat eine Initiative um demokratische Kompetenzen einzuüben, indem Schülerinnen und Schüler ihre Klassenangelegenheiten eigenverantwortlich regeln. Dabei sind die Kinderrechte als Ausgangspunkt des Schulbetriebes zu sehen und bilden eine zentrale Grundlage zu Partizipation von jungen Erwachsenen", so Staatssekretär Dr. Ralph Alexander Lorz.
Schulleiter Jürgen Mescher unterstrich die Wichtigkeit der Kontinuität in der schulischen SVArbeit. "Unser Gymnasium und unsere sehr aktive SV profitiert dabei sehr von dem Austausch in Netzwerken mit anderen Schülervertretungen anderer Schulen. Dazu ist es aber auch sehr wichtig, dass die SV-Arbeit auch gerade personell kontinuierlich besetzt ist", so Schulleiter Mescher weiter.
Einig waren sich die auf dem Podium Beteiligten, dass Schülerinnen und Schüler heutzutage unter dem bestehenden Leistungsdruck in den Schulen unbedingt Mut zeigen sollten, ihre Rechte und Anliegen auch gegenüber Lehrkräften durchzusetzen. "Demokratie ist eine wichtige Lebenstüchtigkeit, die nicht im theoretischen Trockenschwimmen erfahren werden kann. Der Altersdurchschnitt der Parteimitglieder in allen großen demokratischen Parteien liegt momentan im Schnitt bei ca. 60 Jahren. Das zeigt, wie wichtig es ist, dass junge Menschen heute in Schule und in der Zusammenarbeit mit außerschulischen Kooperationspartnern ganz früh Mitbestimmung erfahren müssen, um zu sehen, dass es sich lohnt und Erfolg hat, mutig seine Meinung zu vertreten", so Landrat Matthias Wilkes.
Umrahmt wurde der Tag von der Big-Band und einer Vorführung der Video-AG des Goethegymnasiums.
Der "Markt der Möglichkeiten" informierte über verschiedene Projekte, Arbeitsvorhaben und Initiativen in Kommune, Schule und Jugendbildung und lud in den Pausen zum intensiven Austausch ein.
Der 6. Hessische Demokratietag wurde von einem Planungsteam initiiert, dazu gehören die Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik (DeGeDe), das Projekt des Hessischen Kultusministeriums Gewaltprävention und Demokratielernen (GuD), die Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendbeteiligung in Hessen (LAG-Hessen), das Haus am Maiberg - Akademie für politische und soziale Bildung, das Netzwerk gegen Gewalt des hessischen Innenministeriums, die Service Agentur Ganztägig Lernen Hessen und der Verein Makista – Macht Kinder stark für Demokratie e.V.

Demokratietags-Splitter:

Staatssekretär Dr. Ralph Alexander Lorz: "Netzwerke und eine intensive Vernetzung gerade junger Menschen ist in der heutigen Medienlandschaft nicht mehr wegzudenken. Aber es ist wichtig zu wissen, dass virtuelle Netzwerke nicht den direkten zwischenmenschlichen Kontakt ersetzen können. Und dieser Kontakt und der damit verbundene Austausch und vielleicht auch kritische Diskurs ist ganz wichtig, um demokratische Grundkompetenzen zu legen."
Landrat Matthias Wilkes: "Virtuelle Netzwerke sind ganz wichtig aber leider auch sehr anonym. Somit fördern sie nicht unbedingt demokratisches Verhalten. Die dazu notwendigen kommunikativen, sozialen Kompetenzen können nur in realen Netzwerken entwickelt werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass Netzwerke von unten nach oben wachsen müssen und oftmals mit regionalen Kooperationen beginnen. In der Region Bensheim profitieren wir zum Beispiel sehr von der guten Kooperation mit dem Haus am Maiberg, der als außerschulischer Partner in der Jugendarbeit wichtige Impulse setzt."
Christina Wenker-Burry (Landeselternbeirat): "Demokratie ist eine Herzensangelegenheit und eine Einstellung. Gerade die Haltung von Schulleitungen Schüler zu beteiligen, kommt bei der Entwicklung bspw. der SV-Arbeit an einer Schule eine tragende Rolle zu. Schule ist immer noch die Basis einer guten demokratischen Grundausbildung. Demokratie ist nicht nur eine Herrschafts- und Gesellschaftsform, sie ist in erster Linie eine Lebensform."
Armin Alizadeh (Landesschülersprecher): "Das Lernen von Demokratie ist in Schule schon gut verankert, doch es fehlen konkrete Möglichkeiten, das Gelernte im Alltag an Schule auch aktiv umzusetzen und zu üben. Aktive Mitbestimmung in Schule ist für Schüler noch lange nicht ausreichend verankert. Schüler brauchen heutzutage noch oft sehr viel Mut, um Lehrern auch einmal zu wiedersprechen, dazu ist der Leistungsdruck in Schule zu hoch."
Schülerstimme aus dem World-Cafè: "Demokratie sollte immer nicht nur die Beteiligung von einzelnen, sondern von möglichst vielen sein."

Seitens des Förderprogramms Demokratisch Handeln führten die Juniorbotschafterinnen und Juniorbotschafter einen Workshop zum Thema "Demokratie - Was geht mich das an?" durch. Sie diskutierten mit Teilnehmerinnen und Teilnehmer unterschiedlicher Altersgruppen, was Demokratie in der Familie, in der Schule, aber auch im Netz bedeutet.

(Holger Weithöner, Projekt des Hessischen Kultusministeriums: "Gewaltprävention und Demokratielernen (GuD)"; Arila Feurich, Jena)

(21.07.2014, DI)

 
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