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Ganztagsschule und Demokratiepädagogik: Eine Ringvorlesung in Kooperation mit der FSU Jena und der DKJS-Servicestelle Thüringen

Die Vorlesungsreihe wurde in Zusammenarbeit zwischen dem Lehrstuhl für Schulpädagogik und Didaktik, dem Lehrstuhl für Schulpädagogik und Schulentwicklung, dem Förderwettbewerb "Demokratisch Handeln" sowie der Serviceagentur "Ganztägig Lernen" in Thüringen der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung entwickelt und vorbereitet.

Ganztagsschulen sind zu einem wichtigen Thema in der bildungspolitischen Diskussion geworden. Wichtige Impulse dafür gab das Investitionsprogramm "Zukunft, Bildung und Betreuung" (IZBB), mit dem die Bundesregierung von 2003 bis 2009 den Ländern vier Milliarden Euro für den bedarfsgerechten Auf- und Ausbau von Ganztagsschulen zur Verfügung stellt. Das Programm "Ideen für mehr! Ganztägig lernen" der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und den Europäischen Sozialfond, ist ein zentraler Bestandteil des Investitionsprogramms. In nunmehr allen Bundesländern unterstützen die Serviceagenturen Schulen auf ihrem Weg zum ganztägigen Lernen.

Es wird in unserer Gegenwart mehr denn je sichtbar, dass Erziehung, Lernen, Schule und Jugendbildung sich der Demokratie stellen, ja die Demokratie als Lern- und Entwicklungskontext aufgreifen und damit mitgestalten müssen. Dafür brauchen wir eine gute politische Bildung im Unterricht, weit mehr aber als dies benötigen wir eine Schule als Lern- und Lebensraum. Denn erst dort kann die Pädagogik eine demokratische Schulkultur entwickeln, wie sie den veränderten gesellschaftlichen Bedürfnissen gerecht wird.

Wir müssen über die Schule nachdenken, aber auch über unsere Bürgerrolle – speziell in den pädagogischen Berufen, also auch als Lehrerin oder Lehrer. Denn die Demokratie ist nicht einfach da, sondern auf das tätige Engagement und die kritisch-aufgeklärte Partizipation ihrer Bürgerschaft angewiesen. Demokratie muss gelernt werden und hier hat die Schule eine Schlüsselrolle, weil sie prinzipiell alle Kinder und Jugendlichen in einem entscheidenden Lebens- und Entwicklungsweg erreicht, weil sie im Idealfall sozial ausgleichend wirken soll und auch kann, weil sie alle Kinder und Jugendlichen ohne Berücksichtigung von Herkunft, sozialem und materiellem Kapital in gleicher Weise individuell fördern muss.

Ein weiteres kommt hinzu: Die moderne Gesellschaft braucht Menschen, die eigenverantwortlich handeln, Verantwortung für sich und andere übernehmen, kooperieren, Interessen artikulieren und sich dafür einsetzen. Sie benötigt aber auch Menschen, die die Perspektive des Gegenübers einnehmen können, die Toleranz gestalten und leben wollen, denen Vielfalt nicht Bedrohung, sondern herausfordernde Bereicherung ist. Nur wer sich beteiligt fühlt, erlebt sich als "selbstwirksam", als Akteur und nicht als Objekt systemischer Verhältnisse und ist bereit, die demokratische Gesellschaft mitzugestalten und Veränderungen anzuregen.

Das alles braucht Zeit, Zuwendung, Aufmerksamkeit und seitens der Lehrerinnen und Lehrer nicht nur guten Willen und feste demokratische Wertmaßstäbe, sondern v.a. auch Wissen und Können als Teil des professionellen pädagogischen Kerns im Lehrerberuf.

Nun wissen wir seit langem, dass gerade gute Ganztagsschulen für eine solche demokratiepädagogische Stärkung von Lernen und Handeln in der der Schulpraxis "entgegenkommende Verhältnisse" stiften. Ganztagsschulen haben ein Mehr an Zeit, um neue Lernformen zu gestalten und sie haben eine gute Chance, Eltern, Schüler und Partner in die Entwicklung einer demokratischen Schulkultur einzubinden. Ganztägiges Lernen berührt eine Vielzahl von Themen in den Bereichen Schul-, Unterrichts-, Personal- und letztlich Lebensweltgestaltung. Ganztagsschulen haben einen großen pädagogischen Spielraum und zugleich mehr Möglichkeiten, um eine gute erzieherisch wirksame Umgebung aufzubauen. Ganztagsschulen ermöglichen die Mischung sinnvoller Freizeitgestaltung mit Lernangeboten und bieten bessere Perspektiven für gute und nachhaltige Projekte, die "Schlüsselthemen der Gegenwart", wie es Wolfgang Klafki genannt hat, aufnehmen und als demokratische Herausforderung bearbeiten und beeinflussen können.

Beides aber – Ganztagsschule und Demokratiepädagogik – benötigt Lehrerinnen und Lehrer, die den Alltag in der Schule als pädagogische Aufgabe beruflich professionell gestalten und handhaben wollen. Eine demokratiepädagogisch gehaltvolle Ganztagsschule braucht den Willen und die Bereitschaft zu ständiger Anpassung an aktuelle Herausforderungen bei der Lehrerschaft und den sie begleitenden Unterstützungssystemen:

Von der Kommune bis zur Schulverwaltung, aber auch in der Bürgergesellschaft.

Zu Ganztagsschule und Demokratiepädagogik gibt es inzwischen eine Fülle an Expertenwissen und vorliegenden Praxiserfahrungen, an wissenschaftlichen Untersuchungen und theoretischen Konzepten. Wir haben deshalb Experten aus Theorie und Praxis eingeladen, die Einblicke in verschiedene Facetten der Forschung und der Praxis im schulischen Alltag geben wollen.

Die Veranstaltungen sind öffentlich und alle Interessenten sind sehr herzlich eingeladen!

Veranstaltungsort: FSU Jena, Hörsaalzentrum Carl-Zeiss-Str. 3, HS 1

(aktualisiert am 01.02.2010, LR)

 
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