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WS 02 - Demokratisch Handeln im Schulleben

Nach einer Vorstellungsrunde begann der Workshop "Demokratisch Handeln im Schulleben" mit einem Impulsreferat von Helmolt Rademacher (Frankfurt/M.) über das Projekt "Gewaltprävention und Demokratielernen (GuD)" des Hessischen Kultusministeriums (http://gud.bildung.hessen.de). Ein zweiter Impuls kam von Hans Berkessel (Ingelheim), der sich um den Transfer eines breiten Angebotsspektrums aus dem BLK-Programm "Demokratie lernen und leben" bemüht. Beide haben ihre Arbeit inhaltlich und methodisch gut in Beziehung  zu den Grundlagen sowie den Erfahrungen und Ergebnissen des Förderprogramms Demokratisch Handeln setzen können.

Die Teilnehmenden arbeiteten daran anschließend für 15 Minuten in drei Kleingruppen zu den Fragen, was eine demokratische Schulkultur ausmache sowie was sie im Schulleben konkret bedeute. Im Plenum wurden sodann folgende Aspekte, Entwicklungsmöglichkeiten und Merkmale einer demokratischen Schulkultur zusammen getragen:

  • Leistungsbeurteilung und Zeugnisse differenziert, individuell und ohne Noten
  • Rückmeldung, Feedback zu Lernen und Verhalten, Leistungen und Lernprozessen
  • seine Rechte kennen und einfordern
  • Demokratie-Training (Peer-to-Peer)
  • Umgang mit Heterogenität
  • Klassenrat
  • Wahlpflichtfächer
  • Projektlernen
  • Kooperatives Lernen
  • Risikofreude, Mut, aus Fehlern lernen wollen
  • Methodische Kenntnisse für selbstständige Tätigkeit
  • Förderung von Eigenständigkeit
  • (Entwicklung von) Empathie
  • Eigenverantwortung der Schule und Schulleitung
  • partizipative Führung, Konferenzkultur, Vorbereitungsgruppe
  • Kooperation von Eltern, Lehrerinnen und Lehrern sowie Schülerinnen und Schülern
  • Schulsozialarbeit
  • Raum für Intervision oder ähnlich strukturierter kollegialer Fallberatung
  • gemeinsam ein Leitbild (Schulprogramm) entwickeln, umsetzen und in seiner Wirksamkeit evaluieren
  • Netzwerke bilden und pflegen

Für Aspekte der Schulqualität ("Gute Schulen") wurden bereits eine Reihe von Kriterien, Rahmenorientierungen beziehungsweise Standards entwickelt, wie zum Beispiel die nachfolgenden:

  • Schulverbund "Blick über den Zaun" e.V. (www.blickueberdenzaun.de)
  • Der Deutsche Schulpreis (Leistung, Unterrichtsqualität, Umgang mit Vielfalt, Verantwortung, Schulleben, Schulentwicklung)
  • Qualitätsrahmen Demokratiepädagogik (Qualitätsbereiche)

Im weiteren Verlauf wurde insbesondere in Hinblick auf die Frage diskutiert, welchen Beitrag der Wettbewerb Demokratisch Handeln in seinem Anspruch und seiner Arbeit als qualitätsförderliches Instrument der Schulentwicklung leisten kann und leisten will. In der Diskussion wurden vertiefende Fragen (a.) aufgeworfen, Stolpersteine und Dilemmata (b.) entdeckt sowie Empfehlungen (c.) formuliert.

a. Fragen

  • An welchem Konzept von Partizipation orientiert sich Demokratisch Handeln und wie versteht es Reichweite und Tiefe von seiner Wirkung? So hatte ja am Vormittag Fritz Oser in seinem Vortrag "unterschiedlich intensive Partizipationsarten" vorgestellt: (1) Pseudopartizipation, (2) Indirekte Partizipation durch Zugehörigkeit, (3) Indirekte Partizipation durch Freundlichkeitsverantwortung, (4) Indirekte Partizipation durch Auftragsverantwortung, (5) Teilpartizipation in Handlungsinseln durch eingebundene Verantwortung, (6) Bereichsspezifische Partizipation, (7) Vollkommene Partizipation durch vollständig geteilte Verantwortung.
  • Wie steht es um Demokratie innerhalb der Schülerschaft (z.B. Stellenwert der Schülervertretung) an den Schulen, die sich an Demokratisch Handeln beteiligen?
  • Will Demokratisch Handeln Schulentwicklung betreiben? Inwiefern initiiert Demokratisch Handeln bereits solche Prozesse?
  • Wie wird mit den bekannten Qualitätsstandards umgegangen? Werden sie als Maßstab oder als Anregungen verstanden?
  • Welche Schulentwicklung ist gemeint? (Definition)
  • Was muss getan werden, um Schulentwicklung zu betreiben?
  • Was muss getan werden, um von einem Projekt zur Schulentwicklung zu kommen?

b. Stolpersteine und Dilemmata

  • Ein Projekt dient als Zugang zur Reflexion mit Partizipation in der Schule. Welchen Beitrag ein Projekt für die Schulentwicklung leisten kann, hängt von den jeweils beteiligten Personen ab.
  • Schulentwicklung setzt die Einbeziehung der ganzen Schule oder aber sichtbarerer Bereiche und Teile voraus. Ein Projekt alleine ist aber natürlich noch nicht die ganze Schule.
  • Schule verändern heißt, sich intensiv mit einzelnen Schulen zu befassen und in die Tiefe zu gehen. Will oder sollte Demokratisch Handeln aber nicht eher in die Breite wirken und möglichst viele Schulen erreichen?

c. Empfehlungen

  • Die Klarheit über die Ausrichtung von Demokratisch Handeln ist entscheidend!
  • Demokratisch Handeln könnte neben Projektdokumentationen auch Schulentwicklungsberichte anfordern, wenn Schüler, Eltern und Lehrer gemeinsam daran mitwirken!
  • Demokratisch Handeln könnte und sollte kooperieren mit:   Institutionen im Bereich Schulentwicklung sowie Eltern- und Schülervertretungen, z.B. mit der Bayrischen LandesschülerInnenvereinigung

(Veit Polowy, Leipzig, im November 2009)

 
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