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Demokratisch Handeln und Demokratiepädagogik - Erfahrungen, Chancen und Einsichten heute

Peter Fauser blickte auf die Entstehung und die Erfahrungen des Wettbewerbs "Förderprogramm Demokratisch Handeln" in der Perspektive auf den Zusammenhang von Lernen, Handeln, Erfahrung und Demokratiepädagogik zurück. Dabei wurde ein übergreifender Entwicklungskontext sichtbar.

Ausgehend von der Erkenntnis, dass schulisches Lernen oft auf Distanz zu lebensnahen Erfahrungen und Handlungen bleibe, wurde 1980 das Programm "Praktisches Lernen" initiiert. Mit diesem Programm wurde das Ziel verfolgt, Lernen um gesellschaftlich bedeutsame Tätigkeiten zu erweitern, etwa durch handwerkliche und technische Betätigungen, künstlerisches Gestalten, Erforschen, Erkunden, Helfen und eben auch - noch nicht so explizit formuliert - bürgerschaftliches und demokratisches Engagement. Ende der Achtziger Jahre wurde dieses Konzept mit der Perspektive der Demokratie im Zusammenwirken von Heuss-Stiftung und Bundesbildungsministerium mit der Projektinsel zum Praktischen Lernen - seinerzeit an der Tübinger Universität - schließlich um praktisches Handeln im Raum des Politischen erweitert. Lernen vollziehe sich, so Fauser, "insbesondere durch eine aktiv-produktive Auseinandersetzung mit sinnvollen Aufgaben, bei der Lernende Kompetenz, Autonomie, und Eingebundenheit erleben können". Es bedürfe aber auch wechselseitiger Anerkennungsverhältnisse und der Verständigung. Dies müsse von Pädagogen verstanden werden, damit sie Lernen begleiten können. Dann könne demokratisches Handeln im Sinne gemeinsamen Handelns im Interesse gemeinsamer Angelegenheiten demokratisch wie politisch bedeutsame Erfahrungen liefern. Peter Fauser versäumte auch nicht, darauf hinzuweisen, dass diese Ansätze sich als Qualitätskriterien auch in anderen Programmen wiederfänden, etwa beim Begleitprogramm "Ideen für mehr - Ganztägig lernen", beim BLK-Programm "Demokratie lernen und leben" (2002-2007) oder dem Deutschen Schulpreis.

Faktenreich veranschaulichte Wolfgang Beutel, wie sich der Wettbewerb "Förderprogramm Demokratisch Handeln" in den zwanzig Jahren seines Bestehens entwickelte. In den Jahren 1990 bis 2008 gingen bei Demokratisch Handeln insgesamt 3730 Einsendungen aus allen Schulstufen und -formen ein – im Schnitt 196 pro Jahr. Die eingereichten Projektbeschreibungen deckten die Potenziale für Schulentwicklung und Lernen durch alltagsnahes Handeln auf, so Beutel. Die Schwerpunkte der eingesandten Projekte lagen bei schulbezogenen Themen (Schulleben, Schülerzeitung, Medien, Öffentlichkeit, Schulpartnerschaft, praktisches Lernen, Kunst, Theater), gefolgt von Projekten des Zusammenlebens (Jugend, Asyl, Gewalt, Minderheiten, Krieg und Frieden), zu Welt und Umwelt (Ökologie, Dritte Welt, internationale Hilfe, Kommune und lokales Umfeld) sowie geschichtsbezogenen Themen (Lokalgeschichte, NS-Geschichte, Deutsche Einheit). Die Projekte waren zwar weniger politisch im engen Sinne, griffen aber Aufgaben und Probleme der Gesellschaft auf, die alle betreffen und damit von demokratiepolitischer Bedeutung sind. Die Statistik zeigt, dass insbesondere aus Berlin, Sachsen, Thüringen und Bremen trotz im Bundesvergleich der Länder relativ geringer Schülerzahl sehr viele Einsendungen kamen. Da sich nunmehr etwa ein Drittel der Schulen wieder bewirbt, lasse sich die These vertreten, "dass Demokratiepädagogik an vielen Schulen ein Teil der Schulprogrammarbeit geworden ist", so Beutel. Seit das Förderprogramm - seinen Ansatz als Wettbewerb qualitativ erweiternd - die Regionalberatung 1995 in Bremen, Thüringen und Hessen begann, konnte sie immer weiter ausgebaut werden. Die Zahlen belegen die Bedeutung einer Regionalberatung, die einen qualitativen Zugang zu Schulen ermöglicht, zu mehr Einsendungen führt und damit auch den erziehungswissenschaftlichen Fokus auf die demokratiepädagogischen Potenziale der Schulentwicklung in Deutschland präzisiert.

Der erste Tag der Tagung schloss mit einem Podiumsgespräch, bei dem sich Hildegard Hamm-Brücher, Marion Walsmann, Justizministerin Thüringens, Michael Retzar, Student aus Jena und Mitglied der JuSos, Prof. Dr. Peter Fauser sowie Wieland Krispin, Schüler der IGS Erfurt und Gewinner des Wettbewerbs „Jugend debattiert“ gegenüber saßen. Motive politischen Engagements, ein differenzierender Blick auf Anlässe und Ideen für Engagement in der Demokratie und ein breites Spektrum höchst differenter Lebenserfahrung wurden dabei sichtbar.

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