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Demokratiepädagogik - Demokratisch Handeln: Projekte vorstellen – Projekte entwickeln – Schule und Demokratie diskutieren

"Über Demokratie ist es nicht verboten zu sprechen, aber es ist schwierig, sie für die Schüler interessant zu machen."

Vom 3. bis 5. September 2008 nutzten Lehrerinnen und Lehrer die Möglichkeit, sich bei der Fortbildung "Demokratiepädagogik – Herausforderung für Schule und Projektarbeit" im Tagungszentrum Meißen auszutauschen und mehr über Möglichkeiten demokratiepädagogischer Konzepte zu erfahren.

Der Einstieg

Zunächst stellten sich die Gruppen-Moderatoren und Referenten vor. Im Plenum bekamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, ihre Projekte ausführlich vorzustellen. Unter den 18 Lehrerinnen und Lehrer befanden sich auch Gäste aus dem Ausland: aus Kabul (Afghanistan), aus Sofia (Bulgarien), aus Macerata und aus Porto (Portugal).

Die Projekte, die im Plenum vorgestellt wurden, befassen sich mit unterschiedlichen Themen: Von Armut über geistig behinderte Menschen, Gewaltprävention bis hin zu Partizipationsmöglichkeiten in der Politik.

Klärungen zur Sache: Demokratie

Am zweiten Tag stand zunächst das Thema Partizipation im Mittelpunkt, mit dem sich die Teilnehmenden in drei Arbeitsgruppen auseinandersetzten. Dem ging eine Diskussion um Grundlagen und Begriffe voraus wie: Nachhaltigkeit von Projektarbeiten, Motivation der Schülerinnen und Schüler, der Begriff "Projekt", Medienerziehung und Integration von Projektarbeit in den Unterricht.

Wolfgang Beutel, Geschäftsführer des Förderprogramms Demokratisch Handeln, wagte eine Annäherung an den Begriff der Demokratiepädagogik mithilfe des Projektes "Nachwuchs für den Bundestag", das vor zehn Jahren von einer Grundschule beim Förderprogramm eingereicht wurde. Darüber hinaus vermittelte er Grundlagen zur Beschreibung, Dokumentation und Präsentation von Projekten. Für eine weitere Präzisierung von Demokratiepädagogik bzw. Demokratie in der Schule stellte er Kriterien und Leitfragen vor, die im Förderprogramm Demokratisch für die Beurteilung von eingereichten Projektbeiträgen von Bedeutung sind. Im Anschluss an den ausführlichen Vortrag stellte ein Teilnehmer die Frage, ob Demokratie tatsächlich als maßgeblicher Lebensbezug dienen könne und eröffnete damit eine rege Diskussion. Dabei wurde vor allem das Thema Selbstwirksamkeit in den Mittelpunkt gerückt.

Der Modus: Gruppenarbeit zu Partizipation

Den Schwerpunkt der Fachtagung bildete die Arbeit der Teilnehmenden in Gruppen. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung stand das Thema Partizipation, das von den Arbeitsgruppen aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven bearbeitet wurde. Nach zwei Arbeitsphasen, die durch die Mittagspause voneinander getrennt wurden, präsentierten am Nachmittag die drei Gruppen ihre Ergebnisse im Plenum.

Die erste Gruppe beschäftigte sich mit dem Schwerpunkt Motivation von Schülern. Sie stellten fest, dass das Verhältnis zwischen einer Selbstbestimmung durch Schüler und einer Steuerung durch Lehrer immer wieder schwierig sei auszubalancieren. Die Spannungsverhältnisse zwischen Freiwilligkeit und Zwang sowie zwischen Mehrheit und Minderheit hätten verdeutlicht, dass in Projekten über demokratische Prozesse auf metakognitiver Ebene reflektiert werden müsse. Um Handlungskompetenz zu fördern, sollten in Projekten, die bestenfalls aktuelle politische Themen aufgreifen sollten, des Weiteren Medien genutzt werden. In der anschließenden Diskussion wurde darüber ausgetauscht, inwieweit Noten als Instrumente der Macht oder als Instrumente der Rückmeldung und Anerkennung guter Leistungen verstanden und genutzt werden könnten. 

Die zweite Gruppe befasste sich mit dem Ablauf eines Projektes  von der Idee bis zum Ergebnis. Sie hielten fest, dass Projekte mit den vorhandenen Erfahrungen der Schüler verknüpft werden sollten, aber auch dass Projekte offen sein sollen, um Bedürfnisse von Schülern aufzunehmen und produktiv einzubinden. Positiv wirke sich zudem eine gute Absprache unter allen Beteiligten an der Schule aus.

Die Diskussion zeigte, dass Projekte als handlungsorientierte, nach außen gewendete Lernform zu verstehen sind, die ein gegenständliches Werk oder eine Aktion zum Ziel haben. Dem gegenüber sei Unterricht als Rahmen zu verstehen, in dem Fragen gestellt und kontroverse Diskussionen geführt werden könnten.

Die dritte Arbeitsgruppe präsentierte ihr Ergebnisse unter dem Titel "Schule als Werkstatt für Demokratie". Um eine demokratische Schule aufzubauen müsse beispielsweise eine demokratische Gesprächskultur eingeführt werden, aber auch Schülergerichte und Kooperationsformen mit Eltern und Klassenräte seien eine gute Möglichkeit dafür. Für den Unterricht wurde die Bedeutung "demokratischer" Methoden herausgestellt. Solche Methoden seien beispielsweise kooperatives Arbeiten und Selbstevaluation.

Der zweite Tag der Fachtagung endete mit einen "Marktplatz der Möglichkeiten", bei dem die Teilnehmenden im Seminarraum Material und Informationen zu ihren Projekten bzw. Aktivitäten anbieten konnten. Dieser "Marktplatz" machte seinem Namen alle Ehre. Dieser Ort der Begegnung und des Austauschs wurde von den Teilnehmenden der Fachtagung intensiv für Nachfragen und Erfahrungsaustausch genutzt.

 

Der Abschluss: Reflexion und Perspektive

Der Abschlusstag diente der Reflexion der beiden vorher gegangenen Tage. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten die Möglichkeit, im Plenum ihren Standpunkt zu den Fragen: "Welche Punkte waren bedeutsam?" sowie "Was gibt es noch wichtiges zu klären?" zu präsentieren und zu diskutieren. Es wurde erkennbar, dass die Beteiligten die Tagung kritisch reflektierten. Trotzdem waren sie sich einig, dass die Fortbildung entscheidend dazu beigetragen habe, die eigene Projektarbeit zu verbessern und zu intensivieren. Die Teilnehmenden hätten sich durch die Projekte der anderen inspirieren lassen und würden versuchen, ähnliche Ansätze in ihren Schulen zu etablieren.

Die Teilnahme der ausländischen Gäste sei eine besondere Bereicherung für die Veranstaltung gewesen. Umgekehrt äußerten die ausländischen Gäste den Wunsch, dass auch deutsche Lehrer Fortbildungsangebote im Ausland nutzen und über ihre Erfahrungen im Schulalltag berichten sollten.  

(Veit Polowy/Linda Roeder)

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