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Zwischen Vorträgen und Diskussionen: Workshops und Feiern

Neben diesen öffentlichen Beiträgen zur Frage „Was ist Elementar?“ wurden in einer Fülle von 19 Workshop-Angeboten die pädagogische Bandbreite von erziehungswissenschaftlichen Grundlagen über Arbeitsergebnisse bis hin zu Projektpräsentationen und Trainingsangebote aus den vier Handlungsbereichen der Jenaer Arbeitseinheit aufgezeigt. Elementare pädagogische Grundfragen wie der Zusammenhang zwischen Armut und Bildungsbenachteiligung, das selbstbestimmte Lernen und die Frage nach dem Verstehen spiegeln Aufgaben der Universität. Trainingsangebote zur Vorstellungsbildung sowie die Auseinandersetzung mit dem Stationenpark reflektieren die Arbeitslinie der IMAGINATA. Die Struktur des Lehrerlernens, der pädagogischen Intervention und die Umsetzung von Verstehens-Konstrukten in didaktisches Handeln dokumentieren die Ansätze und Erfahrungen des Programms EULE. Die Auseinandersetzung mit dem Konzept, den Erfahrungen und praktischen Schulprojekten der Demokratiepädagogik, die Diskussion von Kinderrechten und Schule in Projekten sowie das gemeinsame Erarbeiten gegenständlicher „Elementar-Teilchen“ zeigen Arbeitsergebnisse und Gestaltungsformen, wie sie im Förderprogramm Demokratisch Handeln konstitutiv sind.

Schließlich wurde auch Kultur geboten. Die Irritation, die von der „Emanzipation der Klänge des Alltäglichen“ ausgehen kann, wurde virtuos und ernsthaft zugleich im Programm der „Avantgardistischen Hausmusik“ inszeniert durch das Ensemble für Intuitive Musik Weimar. Röhrenradios, Staubsauger, Föhn und eine gekonnt gehandhabte Trompete mit Dämpfung sowie ein Harmonium haben den Gästen verstörende und bereichernde Klangerfahrungen ermöglicht. Das Auditorium hat sich zudem durch den Ensemble-Leiter Michael von Hintzenstern aktiv in das musikalische Geschehen einbinden lassen. Damit wurden zugleich beste Voraussetzungen geschaffen für eine aufmerksame Rezeptionsattitüde, die Mozarts „Kegelstatt-Trio“ – von drei Studentinnen der Weimarer Musikhochschule klangsensibel und mit großer formaler Gestaltungskraft vorgetragen – eine interessierte Hörerschaft geben konnte. Die Gedicht- und Text-Lesungen zwischen der Musik wurden dankbar aufgenommen. Kultur bot – ganz dem Leitmotiv des Abends, der Fermate, folgend – eine Atempause, ein Innehalten im schulreformerischen Dauerdiskurs.

Auch das miteinander Feiern kam nicht zu kurz: „Kurz nach Acht und Sechzig“ war das Motto eines Abends, bei dem viele Freunde, Kolleginnen und Kollegen aus den Projekten, den damit verbundenen Schulen und der erziehungswissenschaftlichen Zunft dem Jubilar zur vollendeten sechsten Lebensdekade gratuliert haben. Das Östringer Schülerkabarett „Eulenspiegel“, Begleiter des Förderprogramms Demokratisch Handeln seit dessen Beginn 1989, feierte unter seinem Leiter Rolf Schwarz in einer kleinen Besetzung  ein witziges Bühnenintermezzo. Jan Hofmann moderierte einen kurzweiligen und dennoch lange dauernden Abend, an dem ebenfalls sichtbar geworden ist, wie stark die Praxisprojekte unter Moderation von Peter Fauser insbesondere in Thüringen mit der aktuellen Schulentwicklungslinie verbunden sind. Kultusstaatssekretär Kjell Eberhardt und ThILLM-Direktor Bernd-Uwe Althaus haben diese dem öffentlichen Handeln verbundene Linie der Lehrstuhlarbeit positiv gewürdigt.

Was bleibt unterm Strich? Die Frage „Was ist Elementar?“ taugt nicht nur als Grundlagenperspektive für das pädagogische Geschäft. Sie zeigt auch die Grenzen der pädagogischen Handlungsfelder, erlaubt – wie es Käthe Meyer-Drawe ausgedrückt hat – die Grenzen der Elemente zu erfahren. Pädagogische Intervention ist so gesehen immer auch die Wahrnehmung begrenzter pädagogischer Gestaltungsmacht. Sie erlaubt aber auch – mit adäquaten schulpädagogischen Praxiskonzepten umgesetzt – Anerkennungszusammenhänge herzustellen gerade auch angesichts dessen, was oftmals nicht passt.

Die Frage nach dem Elementaren ermöglicht zudem ganz bodennahe Einblicke in ein Projektnetzwerk an der Jenaer Friedrich-Schiller-Universität, in dem unterschiedliche Ansätze nicht gesondert ihr jeweiliges Handlungsfeld erschließen, sondern in einer auf Integration zielenden Perspektive ihre Ergänzungsverhältnisse sichtbar werden lassen. Elementar ist eben doch „was allen nützt, was Schwäche stützt“ und „was wirklich zählt in der Welt“, wie es das Leitmotto der diesjährigen IMAGINATA ausweist. Bleibt zu hoffen, dass diesem vielseitigen pädagogischen Entwicklungs- und Praxiszusammenhang eine dauerhafte Perspektive beschieden sein wird.

 
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