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Elementare Orientierungen für Schule: Menschenbild und Schulqualität

„Erziehung ist immer personal, damit hat sie immer auch ein Menschenbild“, postuliert Friedrich Schweitzer, Theologe und Religionspädagoge an der Universität Tübingen eingangs seines Eröffnungsvortrages zu der dreitägigen Veranstaltung. Dieses pädagogische Menschenbild begründe zugleich, was für das menschliche Dasein fundamental ist. „ Das Elementare“, so Schweitzer weiter, „gibt dem Menschsein das Fundament“. Friedrich Schweitzer problematisiert diese Bestimmung vor dem Hintergrund einer christlichen Wertebindung und dekliniert sie in Blick auf die zunehmende Pluralisierung von Welterfahrung dennoch neu. Es geht ihm nicht um eine normative Dominanz christlicher Werte, sondern um Elementaria der Anthropologie, die über das menschliche Individuum und seine zeitgebundene, subjektive Situation hinausgehen. Das Elementare muss „angesichts der Herausforderung der Pluralität neu bestimmt werden in Blick auf Kultur, Religion und Herkunft“,  folgert Friedrich Schweitzer. Er spricht von einem „differenzsensiblen Ethos“, das Schulen ausbilden müssen und betont zugleich, dass „Elementares in der Bildung sich daran erkennen lässt, dass es nicht für sich alleine in einem Schulfach, einer Lerndomäne zu bestimmen ist, sondern als das Verbindende hervorgehoben werden muss“. Der Umgang mit dem Elementaren im Menschenbild sei für Schule angesichts ihres institutionellen Gewichts und ihrer Dominanz im Kinder- und Jugendleben jedoch unausweichlich. Schule müsse infolgedessen weniger ihre Curricula und Fächer, sondern die Kinder und Jugendliche, die sie besuchen, als Subjekte der Elementarisierung wahrnehmen, ihnen also für ihr Leben Grundlegendes bieten. Mit einer bekannten These gesprochen: Schule unterrichte nicht Fächer, sondern Menschen, „sie muss deshalb die Kinder und Jugendlichen als Subjekte der Elementarisierung wahrnehmen“. Die Werte, die das Handeln und die Normorientierung der Kinder und Jugendlichen schließlich mitbestimmen, hängen davon ab, wie die Schule dieser Unausweichlichkeit ihres wertbefördernden Elementar-Verhältnisses zu den Schülerinnen und Schülern begegne. „Elementar ist deshalb“, bilanziert Friedrich Schweitzer seine Überlegungen, „was eben nicht didaktisierbar und von einem Curriculum her lehrbar ist – sondern was sich ereignet“. So kann es kaum verwundern, dass der Tübinger Religionspädagoge im Ethos einer Schule, in ihrer Individualität und kulturprägenden Kraft die erste Quelle des Elementaren für die anthropologische Dimension der Institution sieht. Er erinnert damit an die Arbeiten von Wolfgang Klafki, Michael Rutter und Helmut Fend aus den 1980er-Jahren sowie auch an das Tübinger Projekt „Praktisches Lernen“, das er in Zusammenarbeit mit Peter Fauser in dieser Zeit mitbegründet hatte.

 
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