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Das "Förderprogramm Demokratisch Handeln"

Dieses Förderprogramm wird seit Beginn der 90er Jahre mit Hilfe einer wettbewerbsähnlichen jährlichen Ausschreibung durchgeführt. Getragen von der Theodor-Heuss-Stiftung und der Akademie für Bildungsreform wird das Programm vom Bundesbildungsministerium und einer Reihe von Landeskultusministerien unter der Federführung Thüringens finanziell unterstützt und an der Friedrich-Schiller-Universität Jena wissenschaftlich begleitet. Es vereint zwei Funktionen: einerseits dient es dazu, Schulen so zu fordern, dass sie ihre fachliche Kompetenz und ihre Erfahrungen im Umgang mit politisch gehaltvollen Themen und Projekten dokumentieren, zusammenfassen und an eine Institution außerhalb ihrer eigenen Mauern geben. Der Gewinn für die Schulen: sie sind gezwungen, pädagogisches Tun fachlich zu reflektieren und öffentlich darzustellen. Andererseits sollen damit Schulen und Projekte selbst durch Rat und Tat gefördert werden: Sie erhalten fachlichen Rat bei der pädagogischen Arbeit und erfahren Unterstützung ihrer Anliegen in der Öffentlichkeit. Diese Funktion wird wesentlich von der alljährlich stattfindenden bundesweiten "Lernstatt Demokratie" geleistet.

Mit Abschluss der Ausschreibung 2001 kann das Förderprogramm Demokratisch Handeln auf ein Archiv von nahezu 2000 Projektbeispielen blicken. Diese geben eine Anschauung davon, daß sich in den Schulen in Blick auf politische Bildung und den Willen der Schülerinnen und Schüler, sich politisch zu engagieren, weit mehr bewegt, als dies in gängigen Meinungen und Urteilen in pädagogischer Wissenschaft und Praxis der Fall ist. Schaut man in unser Projektarchiv, dann kann von der vieldiskutierten Politikverdrossenheit eigentlich nicht mehr die Rede sein (vgl. hierzu insgesamt: Beutel/Fauser 2001).

Doch ein zweiter Blick zeigt auch etwas anderes: Die Vorstellungen von Jugendlichen davon, was Politik ist und wie sie funktioniert sind andere als bei denen, die von Berufs wegen mit Politik befasst sind, bspw. bei Berufspolitiker und Wissenschaftlern. Insgesamt hinterlassen die im Förderprogramm Demokratisch Handeln vorliegenden Erfahrungen einen fast paradox anmutenden Eindruck: Politik als System, als Verfahrens- und Entscheidungsstruktur hat sowohl außerhalb als auch innerhalb der Schule wenig Bedeutung, Partizipation als Prinzip spielt kaum eine Rolle. Dennoch handeln die Beteiligten an den Schulprojekten in einem grundlegenden Sinne politisch. Das Politische wird für die Schulen nicht durch die Politik im speziellen Sinne verkörpert. Es zeigt sich vielmehr in den Themen und den Inhalten, die das politische Handeln bestimmen. Politik in der Schule ist so gesehen nicht System, sondern Praxis, Tun, eben Handeln (Beutel/Fauser 1995, S. 34). Partizipation ist folglich eine Funktion der Themen und Aufgaben, die in den Projekten aufgegriffen werden.

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