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Partizipation als Beteiligung an Entscheidungsfeldern

Der Begriff der Partizipation beschreibt im sozialwissenschaftlichen Sinne die Tatsache, dass Einzelne oder Gruppen an Entscheidungsprozessen und Handlungsabläufen in übergeordneten Organisationen (z.B. Gewerkschaften, Parteien) und Strukturen (Gesellschaft, Staat) beteiligt sind. Er hat zunächst eine formale, auf Aspekte des Verfahrens und der Organisation von Entscheidungen ausgerichtete Qualität. Was entschieden wird und woran der Einzelne oder die Gruppe partizipiert, bleibt dabei eher sekundär. Partizipation in diesem Sinne ist als Begriff und Qualität von Schule, Unterricht und Lernen keinesfalls selbstverständlich. Sie spielt in der traditionellen Schulpraxis auch heute noch eine eher untergeordnete Rolle.

Doch eine Reihe von Ideen und Erfahrungen gibt es durchaus: Über die vorsichtigen Versuche, Lernenden in klassische Domänen der prinzipiell nicht partizipatorisch organisierten schulischen Entscheidungsfelder einzubeziehen, wäre zu berichten. Die Reformbemühungen um eine angemessene Form von Leistungsbeurteilung bspw. durch Portfolios und kommunikative Verfahren gehören hierzu ebenso wie das Projektlernen im strengen Sinne, das seiner Natur nach die Beteiligung aller Mitarbeitenden des Projektes an Entscheidungen über dessen Inhalt und Verlauf zu einem Grundprinzip erhebt.

Davon aber abgesehen scheint uns der Begriff der Partizipation im engeren Sinne nicht den Königsweg zu beschreiben, wenn es darum geht, der Schule die Qualität eines demokratisch gehaltvollen Erfahrungsraumes zu geben oder diese Qualität, da wo sie im Keime schon vorhanden ist, zu verbessern und zu erweitern. Wenn wir Demokratie-Lernen und politische Bildung intensivieren und effektiver gestalten wollen, geht es unseres Erachtens um ein Lernen durch Erfahrung und Handeln, das wir mit dem Ansatz des "demokratischen Handelns" zu beschreiben versuchen. Hierbei geht es um eine pädagogische Praxis, in deren Mittelpunkt die erfahrungshaltige Auseinandersetzung mit politisch gehaltvollen Themen und Aufgaben steht. Es geht um Demokratie-Lernen durch gemeinsames Handeln, wobei der von uns gewählte Begriff "Demokratisch Handeln" zwei wesentliche Prinzipien eines an reformpädagogischen Traditionen orientierten Lernverständnisses zusammenfasst.

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