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Senatsempfang für engagierte Schüler

Bremen überzeugte mit sechs Projekten beim Wettbewerb "Demokratisch Handeln"

Mit gleich sechs Projekten überzeugten Bremens Schüler die Jury im Bundeswettbewerb "Demokratisch Handeln". Rechnerisch sei damit Bremens Anteil an ausgezeichneten Projekten zehnmal so hoch wie im Länderdurchschnitt, sagte SPD-Bildungssenator Willi Lemke. Mit einem Senatsempfang im Rathaus würdigte er gestern die Teilnehmer.

Das Förderprogramm "Demokratisch Handeln" würdigt seit 1990 Projekte, die politische Bildung mit gesellschaftlichem Engagement verbinden. Und das kann sehr unterschiedlich aussehen, wie die Bremer Projekte zeigen. Das Schulzentrum Waliser Straße war dabei mit dem Theaterstück "Nathan (im)possible", mehrere Osterholzer Schulen präsentierten Erfahrungen aus "Jugend im Beirat", das Schulzentrum Pestalozzistraße zeigte eine Ausstellung zur NS-Widerstandsgruppe "Weiße Rose", zugewanderte GUS-Schüler waren mit ihrem Integrationsprojekt "Ja" dabei und die Integrierte Stadtteilschule Leibnizplatz mit dem Zirkusprojekt "Jokes". Was Arbeiten wie diese mit demokratischem Handeln zutun haben, erläuterte Runa (16) aus der 9e am Schukzentrum Julius-Brecht-Allee (Vahr): "Demokratie ist vor allem, nicht nur an sich selbst zu denken, sondern auch mal woanders hinzusehen, wo es den Leuten nicht so gut geht." Mitfühlen, mithelfen und einander unterstützen, ergänzte ihre Klassenkameradin Helene (15), "das ist der Kern demokratischen Handelns". Einsicht und Handeln gehen bei den beiden Hand in Hand. So unterstützen sie nach Kräften ihr Schulprojekt: Rund 14000 Euro hat es in zweieinhalb Jahren für das südindische Tiruchirapalli gesammelt. Über die Bonner Hilfsorganisation "Andheri" fließt das Geld an Kinder aus den 75 Slums in der indischen Stadt. "Nur" acht Stunden am Tag arbeiten sie - statt der üblichen zwölf. In der übrigen Zeit können sie eine Schule besuchen, der entstehende "Verdienstausfall" wird den Eltern erstattet. Lehrerin und Projektleiterin Jutta Gertzen vom Schulzentrum Julius-Brecht-Allee kriegt "jedesmal 'ne Gänsehaut", wenn sie erzählt, wie die Schülerhilfe in Tiruchirapalli ankommt. "Die sagen uns: Bremen ist für uns der Inbegriff der Hoffnung." Und dann sprach sie von der "Angst vor der ungeheuren Verantwortung. Wir können das gar nicht einschlafen lassen." Bundesweit hatten sich 235 solcher und ähnlicher Projekte an der Ausschreibung "Demokratisch Handeln" beteiligt, 63 wurden jetzt in Leipzig ausdrücklich gewürdigt, darunter auch die Grundschüler aus dem Bremer Westen mit ihrer Bühnenbearbeitung von Erich Kästner's "Konferenz der Tiere". Ein Beitrag zu demokratischem Handeln sei das, "weil Tiere sich gewehrt haben gegen die Unterdrückung", erläuterten Telea (11), Bené (11), Ana (10) und Catalina (10). Der Senatsempfang mit Willi Lemke und dem Bremer "Demokratisch Handeln"-Vertreter Hans-Wolfram Stein ließ die Schüler keineswegs kalt. "Ich hab mich gefreut", sagt Helene: "Das war eine Bestätigung, dass das gut war, was wir getan haben."

Weserkurier, Bremen, 03. Juli 2003

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