Demokratisch Handeln

4 | Erlebnispädagogik

18 Grad Celsius, 100 Prozent Regenwahrscheinlichkeit, ein Tiefdruckgebiet zieht sich zurück an den Alpenrand: Dauerregen am Starnberger See! Was für Aussichten!

"Wir bauen doch kein Floß, oder? … bei dem Wetter!" war die erste Nachfrage der 17 Workshop-Teilnehmerinnen und -teilnehmer als wir uns am Vorabend in einer kurzen Regenpause zur Kennenlernrunde auf der Terrasse vor dem Auditorium trafen. "Doch!" erwiderten die beiden Moderatoren des Workshops Kirsten Sünneker und Peter Voß.

Vorbereitet auf das "Regenprogramm" sah das Workshop-Programm auch Indoor-Tätigkeiten vor. Den Vormittag verbrachten wir, der Wetterlage entsprechend und den Teilnehmenden zum Wohl, im leergeräumten Auditorium der Akademie für Politische Bildung. Die gemeinschaftsorientierten Spiele und Übungen dienten der Teambildung und stärkten das Zusammengehörigkeitsgefühl. Aus den Viererteams der ersten Spielrunden bildeten sich schließlich Achterteams, die abschließend gemeinsam, die Aufgabe ein Floß zu bauen, zu bewältigen hatten.

Die überwiegend jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigten bereits in der ersten Spielrunde viel Ehrgeiz und Engagement, die Quiz- und Aktionsaufgaben erfolgreich zu lösen. So entwickelten die Teams viel Ausdauer und Mut, um mit den ausgefallensten Techniken kleine Gummibärchen mit Gummibändern und Krampen vom Stuhl zu schießen oder einen Kreppstreifen ohne Hilfsmittel möglichst hoch an einer Wand anzubringen. Am Ende gab es vier "Gewinnerteams", von denen zwei die meisten Punkte erreicht hatten und der Zusammenhalt war gestärkt. Bewiesen wurde dieser in der Übung mit kurzen Regenrinnen. Mit deren Hilfe ließ die Workshop-Gruppe einen kleinen Tischtennisball quer durch die Akademie rollen, ohne dass dieser ein einziges Mal zu Boden fiel. Gesteigert wurden der Teamgeist und die Konzentration durch den "Balltransport" "blinder" Teilnehmender, die von den Sehenden dirigiert wurden. Beim "Turmbau" waren schließlich Geschick und Kommunikation gefragt. Nach jeder Übung wurden die Gelingensfaktoren und die Hindernisse besprochen, die die Teilnehmenden wahrgenommen haben. Auch die Bedeutung für den Alltag und die eigenen Projekte wurden in dem Zusammenhang thematisiert.

Nach dem Mittagessen regnete es draußen immer noch. Doch das große "Floßbau-Projekt" stand auf dem Plan. Eigentlich ja das Highlight des Workshops, aber nicht alle waren sich sicher, ob sie wirklich oben und unten nass werden wollten. Dem Wetter zum Trotz wurde das Projekt in Angriff genommen und mit sechs großen LKW-Reifen, einer Menge Holzlatten und ganz viel Seil die Konstruktion besprochen und abgestimmt. Gebaut werden musste in zwei Teilen, damit alles noch durch die Tür passt. Eine Hoffnung, die alle Beteiligten verband: wenn das Floß zu Wasser gelassen wird, hört der Regen auf!

Und so war es dann auch: Die beiden Floßteile konnten zum Steg getragen werden, wurden zusammengeschnürt und in den See gelassen. Das Ziel der großen Reise war die kleine Kucheninsel, die etwa 50 Meter vom Ufer entfernt, Stärkung nach der vollbrachten Leistung versprach. Zwölf Floßpassagiere wurden von drei Schwimmerinnen fast trocken zum Ziel und zurück geführt. Niemand hat unfreiwillig ein Bad genommen, alle konnten sich auf das frisch zusammengeschweißte Team verlassen und hatten eine Menge Spaß.

Wir hoffen, dass dieses Erlebnis die Teilnehmerinnen und Teilnehmern ermutigt, sich bei ihren Projekten auch Zeit und Energie für ein gutes und gelingendes Miteinander zu nehmen. Wir bedanken uns bei der Gruppe, dass sie uns an ihrem Spaß und ihrem guten Miteinander teilhaben ließen - und dass das Wetter eigentlich gar kein Thema war.