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25 Jahre "Förderprogramm Demokratisch Handeln" und "Lernstatt Demokratie". Vernetzung und Jubiläum in Jena

Soziale Krisen, Politikverdrossenheit; gemeinsam Denken und Handeln hilft

Bei der Einordnung demokratischer Diskurse scheint nichts passender als die Aufzählung verstörender aktuell politischer Phänomene: PEGIDA, Wiederbelebung von Verschwörungstheorien, Aufdeckung rassistischer und rechtsextremer Morde, Politikmüdigkeit in den Klassenzimmern. Diese Geschehnisse zeigen auf, dass es für eine demokratisch gebildete Gesellschaft kein fertiges Modell gibt, welches einfach umzusetzen ist, vielmehr muss Demokratie stetig neu praktiziert, hinterfragt und gefördert werden. Der Geschäftsführer des Förderprogramms Demokratisch Handeln, Wolfgang Beutel, hat deshalb bei der Eröffnung der 25. Lernstatt Demokratie nicht nur den demokratischen Prozess betont, sondern auch darauf verwiesen, dass Partizipation und soziales Handeln "spielerisch entstehen, Spaß machen und Gemeinsamkeit fördern können".

Spannung im Umspannwerk

Den Auftakt setzte eine Gesprächsrunde mit Peter Fauser (Vorstand bei Demokratisch Handeln), Wolfgang Beutel (Geschäftsführer Demokratisch Handeln), Frank Schenk (Sozialbürgermeister von Jena), einer Schülerin aus dem Projekt "U18 Wahl in Gotha" und einem Schüler aus dem "Flüchtlingsprojekt" der Berliner Wilma-Rudolph-Oberschule. Für festlichen Trompetenklang sorgten die Weimarer Musikgymnasiastinnen Sofia und Emilia.

Während Peter Fauser, Frank Schenker und Wolfgang Beutel, über die Möglichkeiten des Förderprogramms und seine Funktion auch in einer Stadt wie Jena – mit großer pädagogischer Tradition und vielgestaltiger Schulszene - sprachen, ließen die Schülerin und Schüler ihre Neugier auf einen Austausch über Lern- und Arbeitserfahrungen mit den anderen Projekten spüren. Ihnen geht es vor allem um neue Ideen für den schulischen Alltag. Konsequent folgte der erste Teil des Erfahrungsaustausches und der Vernetzungsmöglichkeiten – das ist ein zentrales Moment der Lernstatt – auf die Eröffnungsveranstaltung.

Der räumliche Rahmen der Lernstatt Demokratie scheint gut gewählt. In einer Aura von Technik- und Industriegeschichte, wie sie das Umspannwerk der IMAGINATA kennzeichnet, treffen 46 Projekte aufeinander. Eine von den Schülerinnen und Schülern erstellte Projektpräsentation ist öffentlich zugänglich.

89 Jahre sind die Räume alt. Als Architekt Bruno Röhr in der Löbstedter Straße 67 das Umspannwerk Jena-Nord im Stil des späten Bauhauses entwarf, hat er wohl nicht geahnt, dass mehr als ein halbes Jahrhundert später Jugendliche den Ort mit eigenen demokratischen Ideen bespielen würden. Technische Praktikabilität vereint mit modernem Design macht das Gelände der heutigen IMAGINATA zu einem besonderen Ort der Begegnung, der in den kommenden Tagen durch Gespräche, Kultur und Politik belebt wird. So oder so gilt: Es bleibt spannend!

Erziehung ist auch Sache derer, die erzogen werden sollen

Demokratische Werte werden nicht nur von der Erziehung der Eltern, sondern auch durch Erfahrungen in der Schule, Erfahrungen mit Gleichaltrigen und dadurch was die Lehrenden vermitteln, getragen. Die Projekte der Lernstatt sind überwiegend im schulischen Kontext entstanden, unterstützt durch Lehrende, erdacht und umgesetzt von Schülerinnen und Schülern. Vier Tage lang werden hier neue Ideen vom alten Gedanken der Demokratie vorgestellt.

Jugendlicher Enthusiasmus zeigt, dass Lernen und Lehren an Schulen, aber auch die Demokratie nicht müde werden müssen, sondern lebendig bleiben können. Da geht es um Integrationsprojekte von Schülerinnen und Schülern, die barrierefrei miteinander lernen und leben wollen. Gelebte Solidarität mit Menschen und Minderheiten, die auf der Flucht sind. Sichtbar machen von Formen der Mitbestimmung beim Umgang mit der Umwelt und Partizipation bei bildungspolitischen Fragen. Es geht darum Individualität und Perspektiven für ein selbstständiges und demokratisches Handeln aufzuzeigen. Auch die Auseinandersetzung mit der Geschichte spielt nach wie vor eine zentrale Rolle in der Begründung und Stärkung demokratischer Verhältnisse.

Demokratie ist mehr als Wählen

Neben der Arbeit an demokratiepädagogischen Netzwerken und den vorgestellten Projekten können die Gäste der Lernstatt Demokratie am Mittwoch die Stadt Jena durch verschiedene Stadtspaziergänge erkunden und durch Geschichtserleben lernen.

Am Donnerstag werden in neun Workshops durch gemeinsames arbeiten mit Experten unterschiedlicher Profession (Künstlerinnen und Künstler, Journalistinnen und Journalisten, Theaterfachleute, Lehrerinnen und Lehrer, Medienfachleute) innovative Formen des Handelns, des Präsentierens und der Kommunikation mit der Öffentlichkeit aufzeigt. Und es darf auch gelacht werden, wenn das Kabarett Storno "Eine Sonderabrechnung" auf der Bühne steht. Die drei Herren legen den Finger in politische und sonstige Wunden und kombinieren aktuellen Stoff mit Storno-Klassikern.

(Laura von Hirschhausen, 18. Juni 2015, Jena)

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17.06.2015 (DI)

 
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