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Workshop 07 | Bericht

Storyboard Demokratie – Ein Workshop

Gleich zu Beginn lässt sich sagen, dass der im Workshoptitel verwendete Begriff "Demokratie" in diesem Workshop keine theoretisch leitende Rolle spielte. Er wurde zunächst bewusst außer Acht gelassen. Denn dieser Workshop hatte einen starken künstlerischen Schwerpunkt und befasste sich nicht vordergründig mit der Demokratie, sondern mit Figuren, die zufällig entstehen und sich immer weiter verändern. Sie befinden sich "in einem ewigen Fluss". Als Beispiel fungierte hier der italienische Street-Art-Künstler Blu. Die beeindruckende Animation "Muto" inspirierte uns. Indem wir aber miteinander ein Storyboard gestaltet haben, wird wiederum sichtbar, welche besondere demokratische Qualität den Workshop bestimmt hat: Jeder hat eine Stimme; alle können mit machen; wir haben Wege gesucht, eine Idee umzusetzen – es ging um die kooperative und gemeinsame Gestaltung einer Sache; eben doch: Demokratie.

Kunst und Demokratie? Wir entdecken Zusammenhänge

Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses Workshops trafen sich vor der sogenannten "Reithalle" der IMAGINATA, die sich etwas abseits des Umspannwerks befindet. Hier warteten wir auf die Kursleiterin Katrin Sengewaldt – denn die hatte nun sich im Terminkalender versehen. Ein kurzer Anruf bei ihr – und schon war sie da – im Hochstress, gleichwohl sofort arbeitsbereit.

Während dieser leichten Verspätung stellten wir uns gegenseitig vor und schauten uns den vorbereiteten Raum und die bereitgestellten Materialien an. Wir waren eine vergleichsweise kleine Gruppe aus sechs Schülerinnen, einer Referendarin, einer Lehrerin und einem Lehrer. Wir betrachteten die Materialien und überlegten, was mit ihnen geschaffen werden und wie unsere Aufgabe aussehen könnte: An einer Wand lehnte eine große Keramikplatte, auf einem langen Tisch standen Kreiden, Wachsmalstifte, ein großer Karton mit Acrylfarbe, Wassergläser mit Pinseln, Plastikdeckel und große Rollen Papier. Auf dem Boden lagen schon große Papiere.

Wir diskutierten, wie in einem Workshop, der sich offensichtlich mit moderner Kunst befasst, das Thema "Demokratie" aufgegriffen werden könnte. Wir dachten an experimentelle Malerei, in der mit dem Zufall gearbeitet werden muss und erlernte Vorstellungen "ausgeschaltet" werden müssen. Ein Baum muss aus der Farbe selbst entstehen "aus dem Fleck heraus" und nicht aus der gelernten Vorstellung, wie ein Baum aussieht. Hier verbanden wir den Begriff der Demokratie damit, dass auch in einer Gesellschaft nicht von vornherein alles geplant werden kann, sondern mit nicht vorhersehbaren, entstandenen Situationen umgegangen und diese bewältigt werden müssen. Die Farbe darf zwar laufen und sich zufällig formen, aber trotzdem muss auf diese reagiert werden. Das Ziel, dass diese beim Betrachter eine bestimmte Assoziation auslöst, darf nicht ganz vernachlässigt werden. So ist auch in der Demokratie Freiheit wichtig. Trotzdem darf diese nicht zu weit gehen. Auf den Umgang mit Freiheit muss reagiert werden, wenn dieser das Ziel einer friedlich zusammenlebenden Gesellschaft mit größtmöglicher Freiheit gefährdet.

Jetzt geht es los!

Als unsere Kursleiterin Katrin Sengewaldt dann eintraf, setzten wir uns im Kreis um zwei große Din-A1 Blätter und schrieben unsere Namen in Schreibschrift mit farbiger Kreide großflächig über beide Papiere. Aus den überschneidenden Buchstaben ergaben sich Formen. Jeder suchte sich nun eine bestimmte Form heraus, umrandete diese noch einmal und malte in die Form Augen und Mund, um aus ihr ein Wesen zu schaffen. Mit den nun entstandenen Figuren arbeiteten wir weiter.

Nachdem wir die Animation "Muto" des italienischen Straßenkünstlers Blu zusammen angeschaut hatten, in der Figuren auf Mauern und Hauswänden zu sehen sind, die sich bewegen und wandeln, über andere Gebäude und auch Böden übergehen und zu anderen Figuren werden, testeten wir zeichnerisch aus, wozu unsere Figuren fähig sind und mit welchen Eigenschaften der jeweiligen Figur besonders gespielt werden kann. Wir setzten sie auch in Beziehung zueinander und ordneten ihnen bestimmte Charaktereigenschaften zu. Unsere Ergebnisse haben wir in der Gruppe besprochen. Nun klebten wir Din-A1 Blätter Papier auf die große Wand und malten die Kontur unseres Wesens mit schwarzem Kohlestift formatfüllend auf. Wir wiederholten die Kontur mehrmals und veränderten sie leicht, damit die Figuren anfingen zu zittern und sich zu bewegen.

Figur und Wirkung

Jede Figur hatte eine andere Wirkung auf den Betrachter, die besonders durch die nun entstanden Bewegung deutlich wurde. Diesen Eindruck verstärkten wir durch einen passenden Hintergrund, den wir mit Wasserfarben malten. Im weiteren Verlauf des Kurses probierten wir verschiedene Techniken mit den Figuren aus. Es wurden Schablonen angefertigt, um mit Sprühdosen die Figuren zu sprayen. Jedoch konnte auch ohne Schablonen die Sprühfarbe ausprobiert werden. Einige unserer Gruppe wollten ihre erste Assoziation von dem Zusammenspiel von Kunst und Demokratie noch weiter verfolgen und so entstand auf der großen Keramikplatte ein experimentelles Bild. Am Ende des Workshop-Tages entwickelten wir unsere Präsentation für den darauffolgenden Tag. Dafür betrachteten wir unsere Ergebnisse und versuchten die einzelnen Figuren, die sich im Laufe des Arbeitsprozesses verändert haben, in Beziehung zueinander zu setzen. Daraus entstand eine Geschichte, ein "Storyboard", die durch Synchronisation einiger Gruppenmitglieder untermalt wurde. Diese stellten wir am nächsten Tag im Rahmen der "Tagesthemen" vor – es war dann doch ein großer Erfolg: Unvorstellbar, wie assoziativ Demokratie bearbeitet werden kann!

(Lena Prey, Mareike Schröder, Louisa Denker, 03. Juli 2012)

11.07.2012 (DI)

Bilder und Ergebnisse

 
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