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Workshop 02 | Bericht

Gegen Rechtsextremismus und Demokratieverdrossenheit – Ein Workshop

Ingo Siebert, Sozialwissenschaftler am Berliner August-Bebel-Institut leitete den Workshop, bei dem wir - rund 20 Teilnehmer und Teilnehmerinnen - unter anderen viele Infos und Tipps erhalten haben.

Zu Beginn erlebten wir ein Kennenlernspiel, wobei wir uns als Teilnehmer auf einer Fläche auf dem Boden, die eine Deutschlandkarte simulieren sollte, auf unsere Wohnorte stellen. Bereits hierbei wurde deutlich, dass alle Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Regionen kamen. Danach ging es noch eine Stufe weiter und wir sollten uns auf den Geburtsort unserer Mutter hinstellen. Dabei änderten wiederum viele ihre Position, wie auch anschließend, als es um den Geburtsort der Großmutter ging.

Rechtsextremismus konkret

Nach diesem Kennenlernspiel tauschten wir uns in Kleingruppen mit bis zu fünf Personen über unsere eigene Erfahrungen mit dem Rechtsextremismus aus. Wir waren teilweise sehr erschrocken, was wir schon erlebt hatten. Diese in den Kleingruppen gewonnenen Erfahrungen präsentierten wir dann wieder der großen Gruppe, wobei schon teilweise Diskussionen über diese Erfahrungen entstanden. Ingo Siebert hielt daraufhin einen Vortrag über den Rechtsextremismus, um uns allen genauere Informationen zu geben. Das Phänomen des Rechtsextremismus ist schwer einzugrenzen und wird von vielen Wissenschaftlern unterschiedlich definiert. Im Allgemeinen sind es jedoch Taten und Denkweisen, die die Demokratie angreifen und sich gegen diese richten. Außerdem unterscheidet man zwischen rechtsextremem Verhalten und einer rechtsextremen Einstellung. Zu der Einstellung gehört unter anderem die Befürwortung des Autoritarismus und des Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Pro-Nazismus. Allerdings müssen von den genannten Einstellungen mehrere vorliegen um vom Rechtsextremismus sprechen zu können. Zum rechtsextremen Verhalten gehören unter anderem die Wahl von rechtsextremen Parteien, Mitgliedschaft in diesen, Ausübung von Gewalt und Terrorakten sowie rechtsextreme Aktionen anderer Art. Schockierend für uns war es auch zu hören, dass zirka 15 Prozent der Weltbevölkerung rechtsextreme Positionen unterstützen, wobei es hier unterschiedliche Zahlen je nach Studie gibt.

Woran ist Rechtsextremismus zu erkennen?

Ein weiteres Thema war die Kleidung und Musik von Rechtsextremen, wie zum Beispiel die beliebten Marken Lonsdale, Consdaple und Division, die allesamt von Rechtsextremen bevorzugt werden, aber an sich nicht eindeutig so gemeint sind. Zu der Musik wurden als Beispiele Frank Rennicke und "Oi-Punk" genannt. Auf Schulhöfen werden CDs verkauft, um besonders Jugendliche anzuwerben. Auch im Internet sind die Rechtsextremen mittlerweile auf Seiten wie Facebook oder Twitter weit verbreitet und – das ist das Heimtückische daran – auch nicht auf dem ersten Blick erkennbar.

Als weiteren Punkt haben wir dann überlegt, was wir machen würden, wenn wir mit Rechtsextremismus konfrontiert werden. Als Beispiel hatten wir eine Situation in der Straßenbahn, wo ein Geschäftsmann einem behinderten Kind einen Sitz durch den Satz: "So was wie dich hätten sie zu Hitlers Zeiten vergast!" verweigert hat. Unsere Lösungsansätze waren vielfältig: durch Konfrontation oder paradoxe Intervention den Geschäftsmann verwirren, sich Hilfe von Mitfahrern zu suchen, die Situation zu meiden, die Fälle zu melden, egal ob bei der Polizei oder beim Fahrer und sich laut der Solidarität der Mitfahrer versichern.

Wie geht das mit der Demokratie?

Darauf stellten wir uns dann die Frage, "Was ist Demokratie?" Die Antworten hierauf gingen von der Definition der Demokatie bis hin zu der Aussage "Demokratie ist immer ein Kompromiss". Wichtig ist es die Menschenrechte, die Volkssouveränität, den Rechtsstaat, den Minderheitenschutz und das Mehrheitsprinzip einzuhalten.

Am Schluss gab es dann noch ein kleines Spiel. Zunächst wurden zwei Teilnehmer des Workshops vor die Tür "geschickt". Die verbliebenen setzten sich in einen Stuhlkreis und haben sich auf ein Thema für eine Diskussion, in unseren Fall "Vegetarier, Ja oder Nein?" geeinigt. Dann wurden Begriffe wie zum Beispiel Vegetarier durch Elektriker und essen durch "Licht anmachen" ersetzt. Außerdem wurde noch ein gemeinsames Redezeichen abgemacht. Als die Diskussion dann im Gange war, holte Ingo Siebert die Teilnehmer vor der Tür einzeln dazu, mit dem Auftrag sich in die Gruppe zu integrieren. Dieses war nicht so leicht, denn sie wurden ignoriert bis sie das Sprechzeichen herausgefunden hatten, weil sie das Thema durch die Codewörter nicht verstanden haben.

Dieses Spiel verdeutlichte zum Ende noch einmal, dass Demokratie nur eine Chance hat, wenn alle Menschen integriert sind und ihre Meinung frei äußern können!

(Kristina Kruse, 15. Juni 2012, Jena)

15.06.2012 (DI)

Bilder und Ergebnisse

 
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