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Ein Minister zum Anfassen – Christoph Matschie zu Gast bei der Lernstatt Demokratie 2012

Das Licht in der IMAGINATA  ist leicht gedämpft, die Scheinwerfer sowie die Aufmerksamkeit des Publikums sind auf die Bühne gerichtet. Vier Jugendliche mit Mikrofonen in der Hand und in der Mitte ein Minister. Jedem ist jetzt klar, es ist Zeit für das Politikergespräch.

Peter Fauser, Professor für Schulpädagogik und Schulentwicklung an der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie Gründer der IMAGINATA und wissenschaftlicher Leiter des Förderprogramms Demokratisch Handeln, begrüßt den Thüringer Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur: Christoph Matschie, der zugleich stellvertretender Ministerpräsident des Freistaates Thüringens und Landesvorsitzender der SPD ist, besucht heute die Lernstatt Demokratie, um mit jungen Menschen und Pädagogen aus ganz Deutschland zu einem Gespräch zusammenzukommen. Peter Fauser stellt Minister Matschie zunächst kurz vor und würdigt dessen Engagement für die Entwicklung der Schullandschaft in Thüringen.

Jugendliche im Gespräch mit Politik

Die weiteren Akteure auf der Bühne sind gespannt auf das, was jetzt geschehen soll: Marie Kirschstein aus Kaarst, Trung Tran aus Cottbus, Felix Bargfeld und Daniel Ungebaun aus dem Evangelischen Ratsgymnasium in Erfurt sind die Moderatoren des Abends. Sie stellen sich der Herausforderung, einen Politikprofi zu interviewen und gemeinsam mit ihm zu diskutieren. Unvorbereitet sind sie aber nicht, denn sie haben den ganzen Tag zusammengesessen und ein "hartes Training" bei Peter Fauser absolviert. Fauser vertritt entschieden die Ansicht, dass Politik nur durch Handeln zu erlernen sei und infolgedessen das Gespräch mit Politikern nur dadurch, dass man es selbst gestaltet. Entsprechend hat er sich den ganzen Tag lang in der Vorbereitung dieses Gesprächs mit den vier Schülerinnen und Schülern engagiert. So haben sie sich unter anderem in der aktuellen Tagespresse über das politische Geschehen in Thüringen informiert und über Bildungspolitik diskutiert. Themen, die die Jugendlichen dabei besonders interessieren, sind Inklusion, Gemeinschaftsschule und Betreuungsgeld. Die Jugendlichen bereiten allerdings kein Schauspiel vor, sondern stimmen sich viel mehr auf ein wirklichkeitsnahes Gespräch mit dem Minister ein. Neben den Schülermoderatoren wird auch der Minister durch Prof. Fauser in die Pflicht genommen: Er bittet darum, ein echtes Gespräch zustande zu bringen und sich nicht zu einer TV-Talkshow verleiten zu lassen.

Schulpolitik – ein schwieriges Geschäft

Die erste Frage zielt aus aktuellem Anlass darauf, ob der Minister heute Morgen um 5 Uhr den Venustransit beobachtet hat. Dieser antwortete schmunzelnd: Nein. Denn er habe es vorgezogen, noch etwas länger zu schlafen. Beim Spaß bleibt es aber nicht, denn nun beginnt die professionelle Auseinandersetzung mit dem Bildungspolitikexperten Christoph Matschie. Neben dem tagespolitischen Geschäft dreht sich das Gespräch um die Entwicklungen im Thüringer Schulsystem. Trung – Juniorbotschafter des Förderprogramms Demokratisch Handeln – fragt, wie Inklusion in Thüringen praktisch umgesetzt werden soll, da dies auch aus seinen persönlichen Erfahrungen die Schulen vor große Herausforderungen stelle. Minister Matschie betonte, dass das Thema Inklusion Zeit benötigen werde und sich nicht sofort reibungsfrei in den schulischen Alltag integrieren lasse. "Wir brauchen dazu Geduld und die Ausdauer, um die Akzeptanz von unterschiedlichen Begabungen umfassend zu erreichen. Vielfalt muss als Chance begriffen werden und Schule muss neu gedacht werden", so seine Einschätzung, die zugleich einen Appell an die notwendige Geduld für die Umsetzung einschloss.

Schule neu denken

Daniel interessiert sich insbesondere für das Konzept der Gemeinschaftsschule und entlockt damit dem Minister einen persönlichen Einblick in dessen eigene Lebensbiographie. Die Gemeinschaftsschule solle nicht wie die Einheitsschule der DDR sein – wie er sie als Schüler einst selbst erlebt habe, mit all ihren politisch bedingten Ungerechtigkeiten – sondern eine Schule für alle. Jeder solle sich mit seinen Begabungen entfalten können und Chancen zur individuellen Entwicklung erhalten. "Voneinander und miteinander lernen so lang dies sinnvoll und bereichernd ist, ist für ein Leben in einer heterogenen Gesellschaft notwendig, da die Menschen in dieser ganz natürlich aufeinander treffen und nicht künstlich getrennt werden, wie dies in Schulen derzeit noch oft der Fall ist", so Christoph Matschie. Als Beispiel nennt der Minister auch seine eigenen Erfahrungen in integrativen Lebenskontexten aus Jugendzeiten und führt aus, wie bereichernd er diese empfand...

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