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Die Welt in Bremen – Auf den Spuren der Globalisierung

Startpunkt dieses Stadtspaziergangs der ganz besonderen Art war der Roland auf dem Marktplatz, eine eindrucksvolle, etwa zehn Meter hohe Statue, das Wahrzeichen Bremens und gleichzeitig "Sinnbild für Marktfreiheit und fairen Umgang miteinander" ist, so unser fachkundiger Stadtführer Michael Buchholz. Ganz unter diesem Motto stand nun auch unsere Führung durch die Innenstadt und das vordere Ostertor Bremens, denn wir wollten unsere Blicke für die "Spuren der Globalisierung" schärfen und unser Augenmerk darauf richten, welche Bedeutung und Auswirkung eine immer stärker verflochtene Welt auf diese schöne Hansestadt hat – die ihr geschichtliches Erbe als lokal überschaubare Bürgergemeinschaft zu stilisieren weiß.

Vom Marktplatz ging es nun durch die Böttchergasse hin zur "Schlachte", der historischen Uferpromenade an der Weser, heute ein einladend-gesellig wirkendes Kneipenquartier. An diesem Ort wurde uns die Internationalität und wirtschaftliche Bedeutung Bremens in unserer globalisierten Welt mehrfach bewusst, denn hier sind gleich vier wirtschaftliche "Global Player" angesiedelt, die Menschen weltweit ein Begriff sind: Die Brauerei Becks, die Firmen Kraft Foods, Kellogs und Beluga Shipping. Kurz gesprochen: Essen, Trinken und Mobilität auf einem Fleck!

Weiter studierten wir die Fährte der Globalisierung in den Fair Trade Shop "Contigo", wo wir symbolisch den Weg einer roten Kaffeekirsche aus Lateinamerika bis hin zur dunkelbraunen, gerösteten Kaffeebohne in Bremens Ladenregalen verfolgten und dabei den Duft der sage und schreibe 800 verschiedenen Aromen, die in diesem Kaffee stecken, genossen.  Eine spannende Diskussion über fairen Handel schloss sich an: "Fairer Handel bedeutet faire Arbeitsbedingungen, keine Kinder- und Zwangsarbeit, einen fairen Lohn, keine Zwischenhändler, die hohe Gewinne für sich rausschlagen wollen sowie ein enger, partnerschaftlicher Austausch zwischen Produzent und Händler. Das Ziel ist eine nachhaltige Verbesserung der Lebenssituation der Produzenten in Entwicklungsländern," resümierte eine langjährige Mitarbeiterin dieser ethisch fundierten Handels-Initiative.

Ein kurzer Abstecher zu den Bremer Stadtmusikanten folgte, denn auch diese Gelegenheit wollte sich niemand entgehen lassen: Die Bremer Stadtmusikanten erfüllen einem nämlich einen Wunsch, wenn man nur ganz fest an ihn denkt, während man die Statue mit beiden Händen berührt, heißt es – schließlich sind sie zudem weltbekannt und letztlich ist eines Ihrer Chor-Prinzipien ja der Widerstand gegen das Ent- und Verlassene, die Rollen- und Funktionslosigkeit des Einzelnen im überindividuellen Getriebe: "Komm mit uns, etwas Besseres als den Tod findest Du allemal", sagt fast globalisierungskritisch in dieser Geschichte bekanntlich der Esel zum Hund!

Die letzte Station unserer Spurensuche war die Baumwollbörse, ein "Verein zur Wahrung und Förderung der Interessen aller am deutschen Baumwollhandel und an der Erstverarbeitung von Baumwolle Beteiligten". Hier verdeutlichte uns Herr Buchholz, wer wie viel am Verkauf eines der liebsten Kleidungsstücke der Deutschen, der Jeans, verdient: gerade einmal 1% des Einkaufspreises geht im Durchschnitt an den tatsächlichen Hersteller! Der Großteil verschwindet im Handel, den Steuern, der Werbung und dem Transport. So wurde den Teilnehmern durch diesen Spaziergang bewusst, dass auch hinter alltäglichen Produkten lange Reisen und Geschichten stecken, und man auch durch sein Konsumverhalten ganz im Sinne von "Demokratisch Handeln" die Welt ein Stück mitgestalten und Einfluss nehmen kann!

(Jena, Juni 2010, Sabine Klauer)

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01.07.2010 (LR)

 
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