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Workshop 09 | Bericht

 "Demokratie mit der Kamera"

Wir schreiben das Jahr 1909. Professor Tesla hat durch Forschungen herausfinden können, dass in der Zukunft eine Demokratie in Deutschland herrschen wird. Um zu erforschen, was das bedeutet, schickt er kurzerhand seine Frau mit Hilfe einer Zeitmaschine in die Zukunft. Dabei muss seine Gattin ran. Was Frau Tesla schließlich  vorfindet, ist die Lernstatt Demokratisch Handeln 2009 in Jena.

Die fiktive Reise von Frau Tesla bildet unsere Idee und den Rahmen für unsere filmische Vorstellung der Lernstatt in dem Workshop "Demokratie mit der Kamera". Unser zehnköpfiges Team hatte zur Erstellung dieses Filmes einen Tag Zeit.

Unser Tagesablauf lässt sich in drei Teilen zusammenfassen:

  1. Die Erstellung eines Konzeptes
  2. Das Drehen
  3. Das Schneiden

Das klingt einfach und so, als ob es schnell und mit wenig Aufwand zu erledigen sei. Doch schon die Entwicklung des Konzeptes bedarf einiger Zeit.

Das Konzept und die Durchführung

Zu erst haben wir uns überlegt, was für einen Film wir später haben wollen. Soll es ein Kurzfilm werden? Eine Reportage oder doch lieber eine Folge von Sketchen? Nach vielen Diskussionen einigten wir uns auf einen Kurzfilm.

Nun kam der nächste Part: die Handlung. Hier war Kreativität gefragt. Da niemand aus dem Stegreif eine Idee hatte, mit der sich jeder anfreunden konnte, war dieser Teil sehr zeitaufwendig. Doch nach und nach entwickelte sich aus den Ansätzen die Rahmenhandlung. Anschließend erstellten wir für die erste Szene ein "Storyboard". An diesem legten wir die Kameraeinstellungen fest.

Bevor wir anfingen zu drehen, schaute sich ein Teil unserer Mini-Filmcrew auf dem Gelände der IMAGINATA nach passenden Drehorten um. Vor allem benötigten wir einen Raum mit vielen Schaltern und Hebeln für das Labor des Professors. Klar: Dieser Ort war schnell gefunden, handelt es sich doch um ein altes Umspann- und Schaltwerk. Die Messwarte war ideal geeignet dafür.

Der andere Teil unserer Gruppe war für die Besorgung notwendiger Requisiten zuständig. Leider stand uns zunächst gar nichts zur Verfügung. Manche Requisiten waren nicht weiter schwer aufzutreiben, wie beispielsweise Kaffeetassen oder ein Buch. Bei anderen war Kreativität und Überzeugungskraft gefragt:  Ein Brett wurde kurzerhand als Tablett umfunktioniert, das benötigte Jackett stellte uns ein Teilnehmer der Lernstatt freundlicherweise für den gesamten Tag zur Verfügung und ein Bart wurde aus Papier und Gummiband gebastelt.

Schließlich verbrachten wir den Rest der Zeit mit dem Drehen des Films. Wir begannen mit den Szenen im Labor, anschließend besuchten wir einzelne Workshops und dokumentierten deren Arbeit. Danach begann das Aussortieren des Rohmaterials und das Schneiden. Doch von dieser Phase bekamen wir kaum etwas mit, da die Zeit, die wir im Workshop zur Verfügung gestellt bekommen hatten, nicht ausreichte.

Was ist denn daran das Demokratische?

Während dieser kurzen Zeit wuchsen wir – mit dem gemeinsamen Ziel einen guten Film zu produzieren – zu einem Team zusammen. Die Zusammenarbeit in einem Team, in dem man sich nicht untereinander kennt, schult Wahrnehmungsbereitschaft und das Aufeinanderhören ungemein. Jeder konnte und durfte seine Ideen vorbringen und seine Meinung sagen. Jeder wurde akzeptiert und respektiert und konnte ungehindert sprechen. Diese Aspekte sollten zwar als selbstverständlich gelten, doch häufig ist das im Schulalltag beispielsweise nicht so.

Unsere Gruppe hat durch die Arbeit in diesem Workshop gelernt, wie schön es ist, eine Gemeinschaft zu werden und dass die  Arbeit unter diesen Umständen mehr Spaß macht. Bei Meinungsverschiedenheiten wurde erst diskutiert. Kam es dort zu keinem Ergebnis, wurde nach einem Kompromiss gesucht, ansonsten wurde abgestimmt.

Auch die Toleranz und Hilfsbereitschaft wurde gefördert. Zusammen trugen wir den Rollstuhl und seinen laufunfähigen Besitzer die Treppe hoch und runter zu unserem Arbeitsraum, da es keinen Aufzug gab. Viele dieser Aspekte zeigen die Beziehung zur Demokratie direkt auf. So herrschte Meinungsfreiheit. Jeder Teilnehmer war gleichberechtigt. Andere Aspekte lassen sich eher indirekt auf die Demokratie beziehen. Doch bilden sie die Grundlagen um Demokratie zu ermöglichen.

Beispielsweise wurde Minderheitenschutz indirekt gefördert. Dieser ist nur dann möglich, wenn es Menschen gibt, die nicht zu dieser Minderheit gehören, sie dennoch akzeptieren und bereit sind, ihnen zu helfen und sie zu unterstützen. So wurde uns in dem Workshop klar gemacht, was Toleranz und Helfen bedeutet und wie diese sich positiv auswirken.

Workshop und Schule - eine Differenz

In dem Workshop war es keineswegs wie in der Schule. Es gab keine Instanz, welche das letzte Wort hat und vor der Masse steht. Der Leiter des Workshops war uns gegenüber mehr ein Berater. Er fällte nicht die Entscheidungen, sondern half dabei, die gemeinsamen Ideen umzusetzen oder zu verbessern. Dies förderte das eigenständige Arbeiten und Denken, von dem die Demokratie letztlich profitiert.

Die Arbeit mit der Kamera zeigte auch Probleme für die Demokratie auf: Sie zerstört die Privatsphäre. Diese Transparenz zeigt vor allem das Internet. Der Workshop hat sich nicht mit den Problemen befasst. Doch durch den Umgang mit der Kamera hat man gemerkt, wie leicht und zielgerichtet man Dinge mithilfe eines bewegten Bildes festhalten kann und wie einfach und dennoch überzeugend die Manipulation durch Effekte und Schnitt ist.

Dies zeigte auch unser Endprodukt, welches wir bei der Schlusspräsentation vorführten. Vom Publikum blieben solche Manipulation natürlich unbemerkt. Stattdessen gab es positives Feedback.

Am Ende der Veranstaltung kehrte Frau Tesla mit neuen Erkenntnissen zurück zu ihrem Professor. Auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Lernstatt Demokratie haben ihr Wissen in diesem Bereich erweitern können. Auch wenn sie dafür nicht 100 Jahre Zeitreisen auf sich nehmen mussten.

(Jena, 20.06.2009, Clara Wolff)

Bilder und Ergebnisse

 
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