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Workshop 06 | Bericht

 

Ehrlich, frech und von der Straße weg – Ein Rap-, Gesang- und Theaterworkshop

Unter der Überschrift "Protest" fanden sich vierzehn Teilnehmer und Teilnehmerinnen zusammen, um über dieses Thema zu sprechen, zu singen und zu schreiben. Schon am Vorabend des eigentlichen Workshoptages hatten alle die Möglichkeit, sich in einer Vorstellungsrunde kennenzulernen und mehr voneinander zu erfahren. Jedoch waren es nicht nur die Teilnehmerschaft. Auch unsere Moderatoren Heinfried Tacke und Patrick Tilke stellten sich vor und gaben uns einen Einblick über ihre Aktivitäten. In einem einführenden Spiel namens "Musicwalk" fanden wir einen ersten gemeinsamen Nenner, denn aus vielen Brummen und Summen entstand doch tatsächlich ein Ton.

Aus Verschiedenheit einen gemeinsamen Ton erzeugen

An diese Methode knüpften wir auch am zweiten Workshoptag an. Wir trafen uns um 9:15 Uhr im sogenannten "Orchestergraben", einem im Erdgeschoss des Umspannwerkes liegenden hellen Betongang mit eigener Atmosphäre, um ein zweites Mal zusammen einen Ton zu finden. Damit wir uns noch besser auf den Workshop zum Thema Musik, Gesang & Rap einstellen können, sangen wir gemeinsam den Titel "Komm pack an".

Zu dieser Zeit kam uns auch die Radiogruppe besuchen, die auf der Suche nach guten Aufnahmematerialien war. Bei uns waren die genau richtig – nahmen sie unsere Interpretation des Songs auf, in dem es unter anderen heißt: "Hier sind wir und alle zusammen sagen wir, was alles nicht passt – gesagt – getan aus Nichtstun wird Wut. Hier und Jetzt heißt: Komm pack an!"

Bedenken, was wir singen – Gespräche gehören dazu

Weiter ging es mit "Zweiergesprächen", in denen wir wieder zu unserem Ausgangsthema "Protest" zurückkamen. In verschiedenen Konstellationen und Umständen ging es jetzt um Stress in der Schule, um politische Aktivitäten und demokratische Prozesse in der eigenen Stadt. Bei unseren Erzählungen kamen wir zu Gemeinsamkeiten und Unterschieden in unseren Herkunftsorten, in den Schulen oder im persönlichen Umfeld.

Nach der nächsten spielerischen Übung, einer sogenannten "Alterskaskade", bei der jeder seine Meinung zum Alt- bzw. Jungsein in launiger Form wiedergab, wurde die Stimmung ausgelassener. Jetzt hatten wir eine Atmosphäre erreicht, um kleine Gruppen zu bilden, die sich mit einem Teil des Ergebnisses auseinandersetzten konnten. So kam es zu mehreren kleinen Textgruppen und einer großen Musik- bzw. Chorgruppe. Die Ideen dieser Gruppen würden später die Grundlage für unsere Aufführung zum Thema Protest sein.

Dann kam die langersehnte Mittagspause, zu der wir uns alle trafen, um gemeinsam zu essen und zu entspannen. Mit neuem Elan konnten nun nach der Pause die bisherigen Ergebnisse vorgestellt werden. Die Textgruppen präsentierten ihre Reime bzw. Textzeilen und die Musikgruppe machte den Vorschlag, den bekannten Beethoven-Titel "Freude schöner Götterfunken" zum Thema "Demokratisches Handeln" umzuschreiben und als Chorus zu nutzen - zumal der Ursprungstext ja von Schiller war, der mit der Jenaer Universität in patenschaftlicher Verbindung steht. Unser Text lautete nun wie folgt:

"Voneinander lernen Freunde,

das muss die Devise sein.

Wenn wir auseinander gehen,

werden wir viel stärker sein.

Inspiriert von viel'n Projekten

gehen wir auf Wanderschaft,

sehn uns in zwei Jahren wieder,

schöpfen dann viel neue Kraft!"

Jetzt wird’s ernst: Die Aufführung einstudieren

Nun ging der Workshop in die entscheidende Phase, denn die verschiedenen Beiträge sollten einen Platz in einer gemeinsamen Aufführung finden. So entstanden drei Solo- bzw. Raptexte, in denen Gedanken über rechte Gewalt bzw. den alltäglichen Kampf gegen diese "braune Einfalt" und den Mut sich für eine "bunte Vielfalt" einzusetzen, thematisiert wurden. Auch die Jüngsten unter uns probierten sich an einigen Zeilen aus. Und siehe da: Ihr Reim avancierte zum Favoriten und wurde als Refrain ausgewählt:

"Demokratisches Handeln, demokratischer Spaß,

wenn wir das haben, dann geben wir Gas."

Bei der Chorgruppe brodelte es nun nur so vor Ideen. So fand der Vorschlag bei allen Zustimmung die beethovensche Europa-Hymne, umgeschrieben auf das Thema Protestkulturen und Demokratisches Handeln, unter diesen Refrain zu mischen. Damit konnte unsere Gruppe in den Endspurt gehen: Texte und Musik wurden zu einem stimmigen Ganzen zusammengefügt, so dass wir uns jetzt an das Üben wagen konnten.

Alle nahmen auf der Probebühne einen Platz als Akteurin oder Akteur ein, ob als Solo- oder Duosänger, als Chorsänger oder -sängerin, ob Frontfrau oder -mann und schließlich auch als Regie führendes Publikum. Auf der einen Seite übernahm Heinfried Tacke die Koordinierung der vielen Beiträge bzw. der Choreographie und auf der anderen Seite schnitt Patrick Tilke die passende Musik zusammen. Die Inszenierung nahm so innerhalb kürzester Zeit und weniger Proben Formen an – was zu großen Teilen der begeisterten Motivation der Teilnehmerschaft zu verdanken war.

Nach dem gemeinsamen Teamwork, dem Spaß an Gesang, Musik und Theater und noch einigen Verbesserungen, entstand eine Komposition, die durch einen Prozess demokratischen Handelns zum Leben erweckt wurde. Und so konnten wir mit einem guten Gefühl für den nächsten entscheidenden Tag den Abend ausklingen lassen.

(Jena, 07.07.2009, Patricia Dittombée)

Bilder und Ergebnisse

 
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