Direkt zum Inhalt springen

Sie befinden sich: Startseite » Lernstatt Jena 2009 » Workshops »

Workshop 03 | Bericht

Und Aufnahme: Der Radioworkshop der 19. Lernstatt Demokratie

Einmal selber Radio machen: Das war das viel versprechende Hauptziel des Workshops "Lernstatt Radio". Die elf Teilnehmer konnten eine eigene kleine Redaktion bilden und eine einstündige Radiosendung zum umfassenden Thema "Demokratie" produzieren. Diese sollte sowohl in Ausschnitten auf der Abschlussveranstaltung der Lernstatt, als auch komplett im Internet und am Samstagmittag im Raum Jena auf UKW zu hören sein. Innerhalb des großen thematischen Rahmens konnte im Detail selbst entschieden werden, womit man sich genau beschäftigen wollte und in welcher Sendeform der Beitrag aufgenommen wurde. Allen Teilnehmern stand die professionelle Technik des Offenen Kanal Jena (OKJ) zur Verfügung, in dessen Tonstudios die Ergebnisse auch bearbeitet und geschnitten wurden.

Redaktionstreffen, Interviews, Faktensammlung – die Beitragserstellung

Nur einen Tag Zeit, um eine einstündige Radiosendung zu erstellen – eine anspruchsvolle Aufgabe, die eine sehr gute Zusammenarbeit der Redaktion voraussetzt, das war allen Teilnehmern von Anfang an klar. Nachdem am Tag zuvor schon ein kurzes Einführungs-, Kennenlern- und Planungstreffen stattgefunden hatte, trafen sich am Freitag um neun Uhr alle jungen Radiomacher im Bistro der IMAGINATA, um zu besprechen, aus welchen Einzelbeiträgen die Sendung bestehen sollte.

Elf Teilnehmer sehr gemischten Alters und die zwei Leiter des Workshops saßen jetzt erwartungsvoll zusammen. Viele kreative Ideen waren bereits entstanden und es galt diese zusammenzutragen und anschließend umzusetzen. Die beiden jüngsten Nachwuchsreporter Eva (10) und Jonas (10) hatten sich vorgenommen, einige der elf anderen Workshops zu besuchen um Teilnehmer zu interviewen. Es sollte klar werden, was in den anderen Gruppen gemacht wird und besonders, was der jeweilige Workshop denn eigentlich mit dem Leitthema Demokratie zu tun hat.

Fabian (19) und Markus (20), die beide schon über gute fachliche Vorkenntnisse aus ihren Hobby-Radio-AGs an Schule und Uni verfügten, hatten einen ganz anderen, aber genauso trefflichen Gedanken für ihren Radiobeitrag: "Wir werden erstmal einen kurzen Faktencheck zum Deutschen Grundgesetz vorstellen und danach wollen wir einige zum Sendungsthema passende Ausschnitte aus unserem schon vorhandenen Interview mit Bundespräsident Horst Köhler vorspielen", berichtet Markus. Auf Nachfrage erklären die beiden, dass das Interview mit Köhler erst vor kurzem bei einer Matinée beim Bundespräsidenten in Berlin entstanden war, das aus ihrer Wettbewerbsteilnahme bei "Demokratisch Handeln" und aus dem Engagement der Körber-Stiftung mit ihrem Geschichtswettbewerb resultierte.

Für zwei weitere Beiträge wollte der Großteil der Redaktion in die Jenaer Innenstadt gehen, um dort möglichst viele Bürger zu ihrem Demokratieverständnis und ihrer Meinung zur aktuellen Situation der Demokratie in Deutschland zu befragen. Im Interviewleitfaden spielten Fragen wie: "Was ist Demokratie für Sie?" oder "Fühlen Sie sich wohl im demokratischen Deutschland?" eine große Rolle.

Erleichtert konnte die Redaktion feststellen, dass die einzelnen Ideen gut zusammenpassen. Noch unentschlossene Teilnehmer wurden freundlich in die von ihnen bevorzugten Arbeitsgruppen integriert.

Radio produzieren – was alles so dazugehört!

Nachdem also schnell geklärt war, welche Inhalte die Sendungsbeiträge haben würden und wer an der Umsetzung jeweils beteiligt ist, folgte eine erste technische Einheit. "Eure Interviews oder Textbeiträge könnt ihr mit den Flashmics aufnehmen", erklärte Workshopleiterin Josefin Steinthal vom OKJ und zeigte ein Mikrophon in die Runde. Der Umgang mit den Flashmics war schnell erläutert und jede Gruppe wurde mit einem der Geräte ausgerüstet. Bis zwölf Uhr sollte nun Zeit sein, um die geplanten Beiträge aufzunehmen.

Während einige in die Stadt ausströmten, legten es Eva und Jonas darauf an, als Erstes die Teilnehmer der Workshops „Wir bauen eine Box“ zu interviewen. Ziemlich aufgeregt und voller Hoffnung, das Flashmic richtig zu bedienen, gingen die Beiden ins Arbeitszelt, in dem die Gruppe ihr Quartier aufgeschlagen hatte. Das Geräusch von Holz bearbeitenden Sägen, Stimmengewirr und Hammerschläge drangen auf Eva und Jonas ein. Sehr professionell erklärten sie, weshalb sie mit einem Aufnahmegerät bestückt waren und fingen sofort mutig an zu fragen. Sie hielten sich an die zuvor entwickelten Themen wie zum Beispiel: "Was ist denn eigentlich so demokratisch an eurem Workshop?"

Es stellte sich heraus, dass die Handwerkertruppe eine Holzkiste bauen wollte, die später zu diversen Verwendungszwecken zur Verfügung stehen würde. Demokratisch wären beispielsweise die erforderliche starke Zusammenarbeit und das gemeinsame Ziel. Alle Antworten schnitt das Mikrophon mit und Jonas und Eva verstanden es, als souveräne und hartnäckige Interviewer aufzutreten. Um den Beitrag besonders interessant zu machen, achteten die Jungreporter auch darauf, O-Töne wie "Sägen" oder "Hämmern" aufzunehmen. Schnell hieß es "Danke für das Interview!" und die erste Befragung war auch schon abgeschlossen. Gleich folgte der nächste Workshop.

Die Gesamtkoordination, Ablaufplan und Jingles

Da die Gruppen des Radioworkshops in dieser Phase völlig selbstständig an der Erstellung ihrer Beitrages arbeiteten, blieben Matthias Dornieden, dem Workshopleiter und seiner Kollegin genügend Zeit, um schon einen Ablaufplan für die Sendung zu erstellen. "Wir werden auf jeden Fall einen eigenen Jingle aufnehmen und auch Musik muss zur Sendung gehören", überlegten die Beiden laut. Der Jingle ist der generelle Slogan eines Radiosenders, so etwas wie sein Erkennungszeichen. Es sei sehr wichtig, dass eine Radiosendung vorher detailliert durchgeplant sei, dann spare man sich viel Arbeit bei der endgültigen Zusammensetzung der Beiträge, erklärte das Leiterteam.

Die zweite Gruppe, die nicht zur Befragung in die Stadt aufgebrochen war, arbeitete am Computer. Markus und Fabian waren erstmal mit der Stoffsammlung für ihren geplanten Faktencheck zum Grundgesetz beschäftigt und suchten Interviewabschnitte aus, in denen sich Horst Köhler zum Thema Demokratie geäußert hatte: "Ich hab mich für den Workshop entschieden, weil ich an meiner Schule auch in einer Radio-AG mitarbeite und mir diese Art Informationen zu veröffentlichen Spaß macht", erklärte Fabian nebenbei.

Tonstudios, Schnittstellen und Redaktionsraum – Arbeit beim OKJ

Gegen zwölf Uhr trudelten auch langsam die beiden anderen Radiogruppen wieder auf dem Gelände der Imaginata ein, alle ein bisschen geschafft, aber zufrieden mit den Ergebnissen. Der zweite Teil des Tages lief in den Tonstudios des OKJ ab. Dort sollten alle entstandenen Aufnahmen geschnitten und zusammengesetzt werden. Mit Großraum-Taxen – übrigens in dieser Konstellation die preisgünstigste Art des ÖPNV – wurde die Redaktion zum neuen Arbeitsort kutschiert und dort mit Getränken und kleinen Snacks empfangen - ganz wie die Profis eben. Trotzdem stand weiterhin viel Arbeit an: anhand einer Sendeuhr stellten die Redaktionsleiter den Ablaufplan der Sendung vor. Sie erläuterten, was als Nächstes zu tun wäre und es folgte ein kleiner Rundgang durch die Räume des OKJ. Neben zwei Aufnahmestudios gab es zwei Schnittstellen, einen großen Redaktionsraum, sowie das Redaktionsbüro und eine Miniküche. Nach der kurzen Erkundungstour, moderiert durch Matthias Dornieden, der auch beim OKJ arbeitet, waren die Aufgaben klar verteilt: Die ersten Gruppen durften unter Aufsicht schon anfangen, ihre Aufnahmen anzuhören und Überflüssiges zu schneiden. Eva und Jonas hatten die Ehre, zusammen mit Josefin den Jingle aufzunehmen, den sie sich selber ausdenken durften.

Währenddessen erstellte eine andere kleine Gruppe den Einleitungsbeitrag, der einige allgemeine Fakten über Demokratie aufgreifen sollte. Viel zu tun also! Und da Josefin leider schon bald gehen musste, war Matthias als einzige Ansprechperson bei fachlichen Fragen stark beschäftigt. So entstanden zwangsweise Wartezeiten, die aber problemlos überbrückt wurden. Man unterhielt sich angeregt miteinander und in den Studios wurden ein paar Spontanaufnahmen produziert, die definitiv gutes Training für die Lachmuskeln darstellten.

Ergebnisse kommen in Sicht!

Nachdem der Beitrag von Eva und Jonas unter Anleitung von den beiden mit Hilfe der technischen Unterstützung von Matthias fertig geschnitten war, wurden die noch fehlende Texte "eingesprochen". Die Interviewgruppen, die ihre Befragungen in der Stadt durchgeführt hatten, waren inzwischen auch fleißig am Schneidetisch. Das war gar nicht so einfach bei so vielen Kurzinterviews, die doch eigentlich alle interessant waren. Es wurde immer später und schon für 18 Uhr waren erneut unsere ÖPNV-Taxen bestellt, die das Redaktionsteam zurück zur IMAGINATA bringen sollten, zugleich aber auch das Ende des Workshops bedeuteten. Es wurde wohl oder übel beschlossen, die Arbeit abzubrechen und die Fertigstellung der Radiosendung dem Leiter Matthias zu überlassen, der natürlich viel schneller als die Nachwuchsreporter arbeiten konnte, da er ja mit der Technik vertraut ist. Trotzdem fuhren zwei der elf Redaktionsmitglieder erst später zurück, um doch noch am Finale und an der Vervollständigung des eigenen Beitrags arbeiten zu können. Der Ehrgeiz hatte sie gepackt.

Sehr spontan lief dann die Präsentation des Ergebnisses vor den anderen Workshopgruppen ab. Kurz wurde berichtet, was geplant und entstanden war und anschließend ein Ausschnitt der Sendung vorgespielt. Stolz ist die Redaktion auf ihre erste eigene Radiosendung, die mit viel Arbeit, aber noch mehr Spaß verbunden war. Als Erinnerung bekam jeder Teilnehmer ein Exemplar auf CD gebrannt.

Was haben die Teilnehmer mitnehmen können? – Eine abschließende Zusammenfassung

Insgesamt hat mir als "beobachtender Teilnehmer" in der Reporterrolle der Workshop großen Spaß gemacht. Der Tag und die Workshopsinhalte waren gut durchdacht und wurden zielstrebig umgesetzt. Eine eigene Radiosendung zu erstellen ist eine außergewöhnliche und interessante Sache und es war toll, einen Einblick hinter die Kulissen des Radios zu bekommen. Schade war, dass es die Redaktion letztendlich nicht mehr ganz geschafft hat, das angestrebte Ergebnis in der gesamten Gruppe fertig zu stellen. Vielleicht muss man sich im nächsten Jahr auf eine halbe Stunde Sendezeit begrenzen.

Ich denke, es ist für alle Teilnehmer eine sowohl schöne, als auch sehr wichtige Erfahrung gewesen, in einer so stark altersgemischten Gruppe zu arbeiten, in der wirklich jeder die Möglichkeit hatte, eigene Ideen zu verwirklichen und sich mit Verantwortung an der Gestaltung des gesamten Projektes zu beteiligen. Toll war auch, dass zwar zusammen, aber trotzdem selbstständig und auch unabhängig voneinander gearbeitet wurde. Die ganze Redaktion hatte ein gemeinsames Ziel, zu dem jedoch Jeder und Jede auf seine und ihre eigene Art und Weise beigetragen hat. Die Gruppe handelte demokratisch bei der Ideenfindung, bei der Bewertung und sie lernte viel zum Thema Demokratie innerhalb der Arbeit in den Kleingruppen.

Jeder Teilnehmer hat jetzt eine Vorstellung davon, was Demokratie eigentlich genau ist, wie unterschiedlich sie von uns und unseren Mitmenschen betrachtet wird und wie im Alltag damit umgegangen wird. Diese Vorstellung kann von allen Workshopteilnehmern mit in die eigene Schule genommen und dort weitergegeben werden. Das betrifft auch die intensive Gruppenarbeit, sowie das Eingehen auf verschiedene Ideen sind im Schulalltag bedeutend.

Der Radioworkshop ist schon seit mehreren Jahren Teil der Workshopreihe innerhalb der Lernstatt Demokratie und ich hoffe, dass das auch so bleiben wird. Denn ich bin überzeugt davon, dass man mit diesem Angebot das Interesse vieler Schüler für Demokratie weckt beziehungsweise auffrischt.

(Jena, 24.06.2009, Lilith Buchartowski)

Bilder und Ergebnisse

 
© 2009 Demokratisch Handeln | Impressum