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Ich und du und WIR – Der Erfahrungsaustausch der Projekte

In sieben Gruppen hatten die Teilnehmenden der Lernstatt Demokratie die Gelegenheit, ihre Projekte vorzustellen. Die Arbeit in den Gruppen mit jeweils sechs bis sieben Projekten bot die Möglichkeit, Erfahrungen anzusprechen und sich gegenseitig Anregungen zu geben. Im Fokus stand auch, was das Verbindende und Gemeinsame der Projekte im Hinblick auf demokratisches Handeln ist.

Dabei erhielt jedes Projektteam die Möglichkeit, die eigene Initiative vorzustellen. Die knappe Zeit von drei Stunden forderten die Teilnehmenden heraus, das jeweils eigene Projekt in Kürze darzustellen und zielbezogen auf Fragen der anderen einzugehen. Bei der Vorstellung ging es nicht nur um die Projektidee, sondern auch um dessen inhaltlichen Kern und um die Frage, was das Projekt bei den Beteiligten bewirkte. Schnell wurde deutlich: Gespräche sind mehr als Berichte, Erzählen ist mehr und etwas ganz Anderes als ein schriftliches Dokument. Fragen wie: "Wer hatte die Idee zu dem Projekt?", "Wer ist in welcher Weise an dem Projekt beteiligt?" oder "Was habt ihr erreicht?" standen im Raum und wurden individuell beantwortet. Auch kritische Nachfragen wurden gestellt.

Gemeinsames in der Differenz

Trotz aller Verschiedenheit der Projekte gelang es den Teilnehmenden in den Gruppen, Gemeinsamkeiten zu finden. Alle waren ermutigt vom Erfolg des eigenen Projektes, der sich auf vielfältige Weise zeigte. Für viele stand das eigene Lernen sowie die Wirkung auf andere im Vordergrund. Die Mitglieder der Projektgruppen teilten das Gefühl, Verantwortung für sich und andere übernommen zu haben, mitbestimmen zu können und damit selbst etwas bewirken zu können.

Ausgehend von den gemeinsamen Erfahrungen wurden in den Gruppen unterschiedliche Darstellungsformen erarbeitet, um die verbindenden Elemente des Lernens in den einzelnen Projekten zu vermitteln. Für den von der Projekterfahrung unbeteiligten Beobachter ist das dann doch sehr beeindruckend: Motiviert von eigenen und anderen Erzählungen sprudelten die Ideen hervor, einige wurden aufgegriffen, andere abgewandelt und angepasst.

Kreative Zusammenfassung – Botschaften gestisch auf die Bühne bringen!

Nach der Mittagspause fanden sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Plenum zusammen, um aus den Gruppen zu berichten. Dabei entstanden sehr unterschiedliche Präsentationen, deren Gemeinsamkeit im Witz und der Kreativität der Präsentation liegt sowie – deutlich war es zu erkennen – in einem auf Verständigung und Integration fußenden Konzept von Demokratie als erfahrungsnahem Verantwortungsraum.

Die erste Gruppe thematisierte ihre gemeinsamen Erfahrungen in Form einer Teleshopping-Werbesendung für ein Pflegeset "Demokratisch Handeln" bestehend aus Produkten wie Veränderung, Positives erreichen, Bewegung, Teamarbeit, Verantwortungsübernahme, Vermittlung und das Erleben neuer Perspektiven. Wer die "neue Pflegeserie" sofort anfordere, bekomme als Zusatz die Stärkung der Persönlichkeit, den Spaß am Handeln sowie die Begeisterung dazu.

Die zweite Gruppe stellte einen Säulentor "demokratischen Handelns" vor, dessen Dach Toleranz, Freiheit, Verantwortung durch die Überwindung der durch Säulen symbolisierten Barrieren wie "Mauern in den Köpfen einreißen", Aufklärung über demokratische Werte, Erforschen, Respekt, Verstehen, Gewaltprävention, Integration, Akzeptanz von Verschiedenheit und Mitreden getragen wird.

Eine dritte Gruppe verdichtete ihre Gemeinsamkeiten in einer Darbietung rhythmischer Bodypercussion. Eine vierte Gruppe zählte auf, was ihre Projekte verbinde: Bewegung, Engagement für andere in Teamarbeit, Partizipation, Mitgestaltung und Selbstbestimmung, gemeinsame Ziele, Rollenwechsel, Mobilisierung, Eigeninitiative, gegenseitige Hilfe, Abbau von Barrieren und  Integration, Ausdauer sowie Verbesserung. Das Fazit: Eine gute Schule ist eine demokratische Schule.

Die fünfte Präsentation vermittelte in Form eines Liedes die Herausforderung, Hindernisse zu überstehen. In den Projekten seien zwar jeweils spezifische Aktivitäten wie Putzen, Aufklären, Forschen, Kochen, Bauen oder Geben zentral gewesen. Das alle Verbindende sei jedoch das "Wir".

Die sechste Gruppe vermittelte, dass eine Gemeinschaft eine Brücken bauen könne, um Barrieren zu überwinden. Ob Streitschlichter, die Mitbestimmung von Schülern in einer Just Community oder Zivilcourage, Gemeinsamkeiten seien die Einbeziehung aller, Verbesserungen von Zuständen, engagiertes Handeln zum Wohl anderer Menschen, Integration, Wertschätzung  und Anerkennung, Aufklärung und Einbeziehung der Öffentlichkeit.

Nimmt man das gebündelt, dann zeigt sich, wie der Erfahrungsaustausch zentrale demokratiepädagogische Themen berührt, die die Projekte bei aller Verschiedenheit miteinander verbindet: Eigeninitiative und gemeinsames Handeln, das Engagement gegen Rechtsradikalismus und Gewalt, das Erinnern der Geschichte und die gerechtigkeitsorientierte Gestaltung der Gegenwart.

Die einzelnen Präsentationen enthielten klare Botschaften: Als Gemeinschaft kann man mehr schaffen, demokratische Projekte können etwas bewegen, sie fördern die Partizipation, sie machen Mut, sie motivieren, sie können auch Gegenspieler zusammenbringen und sie unterstützten Integration. Eine Gruppe brachte das auf den Punkt: "Miteinander leben – füreinander handeln!".

(Jena, 18.06.2009, Kathrin-Beatrice Tholen und Veit Polowy)


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18.06.2009 (LR)

 
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