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Workshop 06 | Bericht

"Schüler coachen Schüler" - demokratisches Handeln oder Selbstüberschätzung?

Der Workshop wurde von 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmern besucht, davon waren vier Personen Lehrkräfte, der Rest Schülerinnen und Schüler. Allerdings haben sich im Laufe des Tages noch vier Schüler und eine Lehrerin der gastgebenden Friedensschule mit sichtbarem Interesse an dieser Gruppe beteiligt.

Nach einer kurzen aber informativen Eröffnungsrunde zur persönlichen Vorstellung, den inhaltlichen und atmosphärischen Erwartungen und den Gruppenregeln, sollten die Teilnehmer erleben, in welchen Zusammenhängen und sozial-kommunikativen Kontexten „Coaching“ als Gruppenberatungsmethode durch dafür ausgebildeten Schülermoderatoren angewendet werden kann. Dabei wurde herausgearbeitet, dass Coaching grundsätzlich auf freiwilliger und selbstbestimmter Basis, in einer vertrauensvollen und wertschätzenden Atmosphäre und mit einer klaren Ausgangslage stattfinden muss. Schülerinnen und Schüler, die mit dieser Methode arbeiten wollen, müssen solche Prozesse moderativ klar und ergebnissicher führen und sich über die Funktion der einzelnen Bearbeitungsschritte im Klaren sein - es benötigt also einer professionellen und durch Kenntnisse zu erwerbenden Kompetenz.

Professionell und kompetent handeln

Diese Prinzipien galten für den Workshop selbst als Handlungsmaxime, so dass in diesem Workshop Informationen darüber gegeben wurden, wie man aus einem inhaltlichen Anliegen eine angemessene Bearbeitungsmethode ableitet und zu konkreten und umsetzbaren Lösungsangeboten kommen kann. Dabei wurden Anliegen sowohl auf der Sach- als auch der Beziehungsebene thematisiert und unter dem Aspekt der Klärung eigener Problemlagen oder der Vorbereitung auf ein schwieriges Gespräch bearbeitet.

Mehrere Methoden wurden vorgestellt, erprobt und diskutiert: die Fallbearbeitungsmethoden „Reflecting Team“ und „Kollegiale Fallbearbeitung“ sowie das Rollenspiel standen im Mittelpunkt des Workshops.

Abgeschlossen wurde der Workshop mit einer Übung zum Selbst- und Fremdbild, da ein Schüler eine Rückmeldung zu seiner Außenwirkung in Teams bekommen wollte. Diese Übung konnte zeitlich sehr stringent gestaltet werden und war sehr an den sichtbaren Handlungs- und Kommunikationsmöglichkeiten orientiert. Sie nahm auf die wahrgenommenen Stärken des Schülers direkt Bezug und verwies davon ausgehend auf mögliche Veränderungsbereiche.

Das Erwartbare wurde erreicht!

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben versucht, die verschiedenen Übungen als handhabbare Methoden zu erleben. Ihr Ziel lag darin, das Miteinander in der Schule angemessener zu kommunizieren und die Interessen der Beteiligten besser im Auge zu behalten, als dies bislang der Fall war. Das dem Seminar zugrunde liegende Trainingsmodell wurde mit Interesse aufgenommen und als ein neuer, praktikabler Weg zur Gestaltung einer verbesserten Konfliktkultur an der Schule gesehen. Rückblickend bekundeten alle Workshop-Mitstreiter, dass ihre Erwartungen voll erfüllt wurden und sie die auf künftiges Handeln in der Gruppe gerichteten Aspekte der erlebten Methoden besonders schätzten.

„Coaching“ und vor allem das ganz praktische wache und in Blick auf soziale Situationen sensible Agieren, Sprechen und Handeln in Gruppen ist auch anstrengend, das war gegen Ende der Gruppenarbeit kaum zu übersehen. Großen Raum nahm abschließend noch einmal die Betrachtung ein, wie ein solches Modell erfolgreich und nachhaltig unter den alltäglichen Bedingungen der Schule etabliert werden kann. Die besonderen Potenzen der Ganztagsschule wurden dabei besonders hervorgehoben.

Initiativen zur Verbesserung der Schulkultur

In der Auseinandersetzung mit den „Coaching“-Methoden sollten die Schülerinnen und Schüler in diesem Workshop kennen lernen, wie einfach es mitunter ist, problematische Ausgangssituationen klar strukturiert zur Zufriedenheit derjenigen zu bearbeiten, die ein  Anliegen oder ein Veränderungsinteresse haben. Daher wurde auch ausschließlich an „echten“ Anliegen gearbeitet - also Probleme aus dem Schulalltag der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufgegriffen -, wodurch sich auch schnell ein vertrauensvolles Klima ergab. Die Übertragung auf die eigenen schulischen Bedingungen, gerade wenn es darum geht, Mitschüler, Lehrer und auch Eltern zu gewinnen - ist für das wirksame Funktionieren des Modells von ausschlaggebender Bedeutung. Schon dieser Verständigungsprozess lässt alle Betroffenen zu Beteiligten werden, weil sie über ein gemeinsames Ziel sprechen, es beschreiben und formulieren, weil sie die dafür nötigen Ressourcen veranschlagen und entsprechende Handlungsstrategien aufstellen und gegenseitige Verbindlichkeiten vereinbaren. Klares Ergebnis also: Auch die Schülerrolle hat Aspekte und Aufgaben, die durch professionell unterfütterte Reflexion und Weiterbildung optimiert und im Sinne demokratischer Schulentwicklung ausgebaut werden kann. Coaching ist keine Selbstbeschäftigung oder gar Selbstüberschätzung, sondern substanzieller Beitrag zur demokratischen Schulentwicklung. (Dresden/Jena, 29.6.2008, Wolfgang Wildfeuer unter Mitarbeit von Wolfgang Beutel)

Bilder und Ergebnisse

 
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