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Workshop 12 | Bericht

Eine Runde Sache

Das Ziel war klar. Am Ende des Workshops sollten elf verschiedene Holzbretter zu einer Sitzrunde zusammengefügt werden, welche man schnell zusammen- und auch wieder auseinanderbauen konnte.

Aber bis dahin lag noch ein langer Weg vor uns. Zuerst einmal musste geklärt werden, wie man die Bretter verbinden konnte. Herr Winter, unser Workshopleiter, war uns hierbei natürlich eine große Hilfe. Er gab uns Beispiele und Anregungen, wie man die Bretter am besten verbinden konnte. Weiterhin gab uns ein hilfreiches Buch ein paar neue Ideen. Nun hatten natürlich auch die eigenen Gedanken und Vorstellungen Zeit, sich zu entfalten.

Als jeder ein paar Ideen gesammelt hatte, wurde mit dem Nachbar diskutiert, wie man die Bretter durch die angedeuteten Beispiele am besten verbinden konnte. Man wog hierbei Vor- und Nachteile ab. Die Hauptdiskussionspunkte waren die Stabilität, das Aussehen und auch die fRage, wie schwer die Arbeit für die Verbindung der Bretter war. Dabei stellte sich heraus, dass die besten Verbindungsmöglichkeiten eine so genannte Überlappung oder eine Art Puzzleverbindung waren.

Die Diskussion dauerte nicht lange und schon nach ein paar Minuten ging es an die Umsetzung. Als erstes mussten die Holzbretter in einem Winkel von 150° übereinander gelegt werden, sodass man anzeichnen konnte, was nachher weggesägt oder durch Stecheisen und Klopfholz ausgehöhlt werden musste.

Die nächsten Stunden in der Reithalle auf dem Umspannwerk waren von lautem Gesäge und Hämmern erfüllt. Dieser Teil der Arbeit war sehr anstrengend, da die hochsommerlichen Außentemperaturen doch sehr an der eigenen Kraft zehrten. Da freute man sich besonders auf die Mittagspause, in welcher man sich stärken und etwas frisch machen konnte. Danach ging es natürlich weiter und nun kam – der wesentlich schönere Teil – die Gestaltung des eigenen Holzbrettes. Hier konnte man, anders als bei den Verbindungen, selber entscheiden, wie man sein Brett gestalten wollte. Dabei entstanden sehr kreative und schön anzusehende Muster und Schriftzüge.

Dies alles lässt sich auch auf die Demokratie übertragen. Die Einigung auf die Verbindungsart zwischen den Brettern musste „demokratisch“ mit einer Pro-Kontra-Argumentation entschieden werden. Allerdings gab es auch einen individuellen Teil, der Eigeninitiative außerhalb der Gruppe forderte, um im Endeffekt wiederum der Gruppe von Nutzen zu sein. Die Gestaltung der Bretter war ebenfalls sehr anstrengend, denn man konnte sich keinen Fehler erlauben. Schon die kleinste Unkonzentriertheit führte zu schwerwiegenden Fehlern, die unweigerlich das Gesamtkunstwerk zerstört hätten.

Demokratie heißt auch wachsam und konzentriert handeln. Ich denke, das ist ein sehr schöner Vergleich, denn Unaufmerksamkeit und Ignoranz sind innerhalb einer Demokratie nicht förderlich. Nach ein paar weiteren Stunden war das Werk vollendet und wir konnten die Bretter zu einem offenen Polygon auf Getränkekisten zusammensetzen. Wir waren erstaunt, wie gut es hielt, und Herr Winter war schon ein bisschen stolz auf uns.

Die offene Seite des Zwölf-Ecks symbolisiert in Anlehnung an „Demokratisch Handeln“ Toleranz und Offenheit gegenüber Andersdenkenden. Außerdem kann man die sicheren Verbindungen übertragen, denn auch die Demokratie kann nur überleben, wenn alle, die sie erhalten wollen, zusammenarbeiten.

Die Sitzrunde, die wir geschaffen haben, ist im Nachhinein immer noch von großem Nutzen. Sie wird in Zukunft von den Mitarbeitern der Imaginata für Besuchergruppen und Schulklassen verwendet werden. Für die meisten der zehn Beteiligten war es schade, dass sie ihr Kunstwerk nicht mitnehmen konnten. Eine sehr ehrgeizige Teilnehmerin unseres Workshops äußerte dazu bei der Präsentation folgendes: „Ich habe noch nie so viel Arbeit und Schweiß in etwas investiert, was ich dann nicht mit nach Hause nehmen konnte.“ Doch jedes einzelne Holzbrett ist nicht von Bedeutung, seine Funktion erfüllt es erst in Kombination mit den zehn anderen Brettern - Genauso wie die Demokratie von allen Menschen gelebt und bewahrt werden muss. Geht jeder Mensch ignorant seinen eigenen Weg, kann keine Demokratie existieren bzw. erhalten bleiben.

(Ricardo Ziege Klasse 10/1, Johannes Seidel Klasse 10/1 Gymnasium Bergschule Apolda)

Bilder und Ergebnisse

 
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