Ein Förderprogramm für Jugend und Schule
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Der Jasager und der Neinsager. Ein Theater-Workshop
Moderation: Andreas Ittner (Jena)Bertolt Brecht schrieb seine Lehrstücke zwischen 1929 und 1934. Er ließ keinen Zweifel daran, dass er nicht allein das Theater, sondern vor allem die Gesellschaft verändern wollte: "Das Lehrstück lehrt dadurch, dass es gespielt wird, nicht dadurch, dass es gesehen wird. Prinzipiell ist für das Lehrstück kein Zuschauer nötig ... . Es liegt dem Lehrstück die Erwartung zugrunde, dass der Spielende durch die Durchführung bestimmter Handlungsweisen und Wiedergabe bestimmter Reden ... gesellschaftlich beeinflusst werden kann."
"Der Jasager und Der Neinsager" entstand nach einer alten japanischen Vorlage mit dem Titel "Taniko oder Der Wurf ins Tal". Ein Knabe begibt sich mit einer Gruppe auf eine beschwerliche Reise über das Gebirge, um eine lebenswichtige Medizin für seine kranke Mutter zu holen. Unterwegs erkrankt er selber und blockiert damit den weiteren Fortgang der Reise. Gemäß eines alten Brauches soll er deshalb in den Bergen zurück gelassen und in eine Schlucht geworfen werden. Aber es gilt auch die Regel, ihn zu befragen, ob er damit einverstanden sei. Gewöhnlich hat er mit Ja zu antworten. Der Knabe gehorcht dem Brauch und wird somit zum Jasager. Brecht, mit dem Ausgang unzufrieden, wiederholt in einem zweiten, nahezu identischen Durchspiel dieselbe Fabel noch ein zweites Mal, genau bis zu jener Stelle, wo der Knabe wieder befragt wird, doch dieses Mal mit Nein antwortet und der Ausgang sich ändert. Obwohl streng in der Form, sind die Lehrstücke dennoch offen für eigene, aktuelle Erfindungen der Spieler.
Nach einer kurzen Erwärmung von Körper und Stimme wollen wir uns diesem sprachlich sehr klaren Text annähern, mit ihm spielen und am Ende seine Wirkung auf uns erörtern. Kleine Requisiten sowie chorische oder rhythmische Elemente könnten das Erlebnis im Umgang mit diesem modellhaften Stück bereichern.