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Workshop 08

„Mitspracherecht von Schülern, Eltern und Lehrern - Demokratie in unseren Schulen”


Nancy Peisker, Carl-Zeiss-Gymnasium Jena, Kl. 11

Menschen, die um einen langen, eckigen Tisch sitzen und Stimmen die aufeinander einreden, jedoch auf Grund des hohen Raumes fast unverständlich sind. Dann, plötzliche Stille als die Moderatorin von ihrem Stuhl aufsteht. Das Projekt „Demokratisch Handeln“ mit dem Workshop „In der Schule ist was los! - Nicht nur ein Planspiel“ hat begonnen.

Die Vorgabe: In verschiedenen Schulen kam es in letzter Zeit zu unterschiedlichen Fällen, in denen sich Schüler und Schülergruppen an die Schülerinnenvertretung wandten. Diese fühlte sich aber überfordert und wies die Hilfe ab. Damit gab sich eine Schülerin jedoch nicht zu Frieden und bat ihre Lehrerin, ein Projekt zum Thema „Mitspracherecht für Schüler und Schülerinnen – Demokratie auch in unseren Schulen“ durchzuführen. Daraufhin entstand als Ergebnis ein Modell, welches einer Schulkonferenz glich, in der man Fälle öffentlich diskutierte und verhandelte.

Das Modell und ein erster Schritt: Die Schulkonferenz

Die Moderatorin begrüßt die Teilnehmer des Workshops herzlich, nimmt sich ein Plakat und einen Stift und fängt an das Modell der Schulkonferenz anzuzeichnen. „In dieser“, so erklärt sie, „sind jeweils zehn Personen von Schülern, Eltern und Lehrer vorhanden, die damit die Klassensprecher, den Elternbeirat und die Lehrerkonferenz bilden.“

Nach dieser interessanten Vorstellung des Modells teilt die Moderatorin die Personen des Workshops, die gespannt zuhören, in Gruppen ein, um das Modell Schulkonferenz in die Tat umzusetzen. Ich wende mich der Gruppe zu, die Schüler bilden. Diese nimmt ihr Hab und Gut und setzt sich in die frische Luft auf eine Bank, die sich innerhalb des Gebäudes der Imaginata, in der die verschiedenen Workshops stattfinden, befindet. Das erste, was ich beobachte ist, dass die Frau neben mir sich eine Zigarette anzündet. Jedoch hindert sie die Zigarette nicht, sich aktiv an der Gruppenarbeit zu beteiligen.

Die drei Schülerinnen haben die Aufgabe einen Projekttag zu fordern, dessen Erlös für eine Basketballanlage umgesetzt werden soll. Außerdem sollen sie weitere kostengünstige Ideen für eine Verschönerung des Schullebens suchen.

Des Weiteren fordert die Schülerschaft, dass nicht weitere Stunden aus dem Freizeitbereich gestrichen werden. Hierbei sollen Argumente gesucht werden, warum die Betreuung von Lehrkräften innerhalb dieser Freizeitstunden wichtig ist und warum engagierte Lehrkräfte nicht demotiviert werden sollen. Das Letzte, worüber sich die Gruppe der Schülerschaft Gedanken machen soll, ist die Raucherecke an Schulen. Denn geraucht wird sowieso – egal ob ohne oder mit Raucherecke.

Alle drei Frauen sind bei der Umsetzung ihrer Aufgabe engagiert und suchen vernünftige Argumente. Die Atmosphäre ist locker und lustig, wird aber trotzdem von allen drei Gruppenmitgliedern ernst genommen.

Das Zwischenplenum

Nach einiger Zeit kehrt die Gruppe in den durch die Sonne erhitzten Raum, die „Metabox zwei“, zurück. Immer noch um den Tisch sitzend, tragen alle Mitglieder ihre Ergebnisse zusammen. Plötzlich wird das Gespräch von Personen des „Offenen Kanal Jena“ unterbrochen. Diese wollen ein kurzes Interview mit einigen Gruppenmitgliedern durchführen und bereiten eine Redaiosendung vor. Doch auf Grund technischer Probleme fällt dies letztlich aus.

Nun kann das Planspiel weitergehen. Eine heftige Diskussion zwischen Lehrern und Schülern tritt auf. Denn das von den Lehrern angesprochene Klavier, welches an der Schule nicht vorhanden ist, soll gekauft werden. Die Gruppe der Schüler reagiert mit dem Gegenargument, dass nicht alle Schüler das gleiche Interesse für Musik haben oder gar musikbegeistert sind.

Deshalb muss etwas zur Verfügung gestellt werden, das für die ganze Schule nutzbar ist. Da beide Parteien bei diesem Konflikt zu keinem Ergebnis oder auch Kompromiss kommen, muss abgestimmt werden. „Wer dafür ist muss die Hand heben“, so die Moderatorin. Damit ist das Klavier abgelehnt. In der Gruppenrunde bemerke ich auf einmal zwei gelangweilte Männer, die mit verschränkten Armen und damit in einer abweisenden Haltung sich nicht am Gruppengespräch beteiligen. Ich mache mir nichts weiter daraus und wende mich wieder dem Rest der Gruppe zu. Hier wird inzwischen über die Raucherecke an Schulen diskutiert. Die Lehrer betonen dabei die Unerträglichkeit des Rauchens für Nichtraucher und fordern deshalb ein Verbot. Die Position der Eltern ist eindeutig die, dass nicht geraucht werden darf. Die Schülerschaft dagegen fordert, dass die Raucherecke besser kontrolliert werden soll – damit jüngere Schüler nicht vorzeitig „in der Schule rauchen“. Die Lösung des Problems ist letztlich in unserem Planspiel eine abgeschottete Raucherecke zwischen der Mensa und der Oberstufe.

Nicht nur Entscheiden, sondern Recht sprechen: Schulgericht

Danach folgt eine Modellvorstellung eines Schulgerichtes. Dies ist eine Erweiterung der Schulkonferenz. Hierbei besitzen Schüler, Lehrer und Eltern jeweils einen Ansprechpartner, an dem das Problem gerichtet wird. Danach kommt es zur Beratung der Schülersprecher, zur Formulierung der Anklageschrift und letztendlich zu einem Gerichtsverfahren. Dieses Gerichtsverfahren erfolgt vor einem Richter und den Geschworenen, die sich aus einem Schüler, Lehrer und Elternteil zusammensetzen.

Das Schulgericht wird nun von den Gruppenmitgliedern vorgestellt. Unser beispielgebender Fall des Schulgerichts ist, dass von einem Schüler ein „Hasch-Kuchen“ gebacken wurde und dieser deshalb von der Schule verwiesen werden soll,zumal eine Lehrerin von diesem probiert hatte. Das Urteil des Schulgerichts lautet auf „Verwarnung und Ableisten einer Sozialarbeit“. Außerdem wird der Schüler verpflichtet, eine Arbeit über Drogen und ihre Auswirkungen zu schreiben.

Mein Resümée

Meiner Meinung nach ist das Schulgericht eine gute Lösung, wenn sich jemand von der Schule ungerecht behandelt fühlt. Nach der abschließenden Diskussion unserer Beispiele, die von den Gruppenmitgliedern hervorragend dargestellt wurden, konnte ich meine Arbeit für heute beenden. Herzlich wurde ich von allen Personen verabschiedet. Am nächsten Tag erfolgt die Präsentation. Alle Gruppenmitglieder stellen ihre Ergebnisse vor. Die Gruppe meines Workshops stellt eine solche Gerichtsverhandlung szenisch dar. (Nancy aus Jena)

Bilder und Ergebnisse

 
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