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Workshop 01 | Bericht

"Etwas mit den Händen machen.... - ein Riesenlinolschnitt

Anja Schnerr, Kl. 11 Carl-Zeiss-Gymansium, Jena

"Nach zwei Tagen Diskussionen wollte ich endlich mal etwas kreatives, etwas mit den Händen machen", gibt eine Teilnehmerin des Workshops "ACHTUNG KUNST" als Grund für ihre Teilnahme an.

Gemeinsam mit der Grundschullehrerin aus dem Saarland nehmen noch zwei weitere Lehrerinnen und fünf Schüler zwischen zehn und 15 Jahren an dem von Katrin Sengewald geleitetem Workshop teil. Sie wollen ihre Sicht auf unsere heutige Zeit künstlerisch in einem Riesenlinolschnitt darstellen. Dabei soll sich der Linolschnitt aus vielen kleinen individuellen Teilstücken zusammensetzen, die alle auf eine riesige Stoffbahn gedruckt werden. Genau wie bei der Demokratie ist hier jede Arbeit gleichwichtig, jeder kreative Ansatz bedeutend. Und dennoch müssen sich individuelle Meinungen und Ansichten in die künstlerische Idee der Gruppe einordnen, eventuell auch unterordnen.

Wir fangen an

Doch zunächst geht es erst einmal klein los: Mit einem "Aufwach-Spiel" wird der Tag begonnen. Dabei beginnt ein Teilnehmer, eine Linie auf ein großes Stück Papier zu zeichnen. Er darf weder die bereits gezeichnete Linie, noch die am Vortag auf das Papier geschriebenen Namen kreuzen. Nachdem ein anderer Teilnehmer "Stopp" gesagt hat, darf er die Linie weiter zeichnen. Bereits hier entsteht "ein prozessuales Kollektiv- oder auch Gruppenkunstwerk ohne geplanten Anfang und gezieltes Ende".

Nachdem noch schnell die richtige Technik erklärt wurde, kann es endlich losgehen. Alle Teilnehmer sind hoch motiviert. Zunächst werden kleine Quadrate bearbeitet, auf die jeder Teilnehmer bereits ein Motiv gezeichnet hat. Die Bandbreite der Motive reicht von einfachen geometrischen Formen, wie Dreiecken oder Kreisen, bis hin zu Blumen oder einer Sonne. Zuerst werden die Linolstücke in die Sonne gelegt. Danach kann das Bild dann einfacher ausgeschabt werden. Die kleinen Linolstücke werden nun im "Schachbrettmuster" auf rechteckige Papierstücke gedruckt. Obwohl dieser Arbeitsschritt nur als erste Übung mit den Schneidwerkzeugen und dem Material gedacht ist, sind die Ergebnisse bereits sehr beeindruckend.

Diese ersten sichtbaren Ergebnisse motivieren alle Teilnehmer des Workshops noch zusätzlich. In der Reithalle, in der von der Wärme des Tages kaum etwas zu spüren ist, herrscht Konzentration, als es nun an die Bearbeitung A3-förmiger Linolstücke geht. Nur das Klappern einiger Holzlatten durchbricht von Zeit zu Zeit die Stille. Die gewagten Konstruktionen des zweiten Workshops, der sich mit Streichholzspielen für große Räume beschäftigt, ziehen auch die Blicke unserer Künstler von Zeit zu Zeit auf sich.0

Erste Ergebnisse werden begutachtet: die Motivwahl

Nach der Mittagspause werden die, nun bereits gedruckten, großen Linolstücke bei einer kurzen Besprechung gewürdigt. Hierbei ist auffällig, dass Motive der Imaginata bzw. das Logo der Lernstatt Demokratie, eine große Spirale beziehungsweise eine Kreisgebilde mit verschobenem Mittelpunkt, besonders häufig auftauchen. Dementsprechend entschließen sich alle, sich bei dem Reisenlinolschnitt auf die Lernstatt und ihren diesjährigen Veranstaltungsort, die Imaginata Jena, zu konzentrieren.

Da noch nicht genügend Motive vorhanden sind, unternehmen alle erst einmal einen Rundgang über das Imaginata-Gelände. Es werden vor allem die herausstechenden Attraktionen, wie das "Schiefe Haus" oder das Fahrrad auf dem Drahtseil beachtet, es finden sich aber auch kleine Details wie z.B. die Struktur einer Mauer wieder.

Die Idee für den Riesenlinolschnitt nimmt nun immer klarere Konturen an: Das Logo der Lernstatt Demokratie wird noch mit dem Wort "Imaginata" ergänzt. Dabei ist das Schreiben in Spiegelschrift gar nicht so einfach, doch auch dafür hat Katrin, die Leiterin des Workshops einen Trick. Außerdem entsteht die Idee den Linolschnitt noch zu "bevölkern". Alle die ihren großen Linolschnitt schon abgeschlossen haben, fertigen nun noch einige Menschen-Motive nach dem Vorbild Keith Harings an. Einige besonders Eifrige rollen bereits die riesige Stoffbahn aus, auf die der Linolschnitt gedruckt werden soll. Andere nutzen das Angebot, sich private Drucke für ihre Schule anzufertigen.

Das große Stoff-Produkt entsteht

Nach einer kleinen Pause beginnt dann endlich das Drucken auf die Stoffbahn. Dabei wird das Logo der Lernstatt in die Mitte gedruckt, alle anderen Kunstwerke werden drumherum angeordnet. Auch Motive, die nicht die Imaginata zeigen und die kleinen Übungsstücke von der Arbeit am Vormittag werden nicht außen vor gelassen. Die Menschen geben dem Linolschnitt noch die richtige Auflockerung. So entsteht ein Werk, das trotz seiner Individualität zu einem geordneten und anschaulichen Gesamtkunstwerk geworden ist.

Bei der Präsentation am nächsten Morgen erhält der entstandene Linolschnitt großen Beifall. Dieser steigert sich noch, als Moderatorin Katrin bekannt gibt, dass der Linolschnitt der Imaginata geschenkt wird.

Am Ende des Workshops waren sowohl die "Erstlinge", die zum ersten Mal einen Linolschnitt machten, als auch die "alten Hasen" mit ihrer eigenen und mit der Arbeit der Gruppe zufrieden. Sicherlich ist jeder um eine schöne Erfahrung und um ein paar nützliche Tipps reicher.



Bilder und Ergebnisse

 
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