Direkt zum Inhalt springen

Sie befinden sich: Startseite » Lernstatt » Jena 2005 »

Take two - zwei für vier und fünfundfünfzig Projekte für alle!

Ein lässiger Swing-Rhythmus, vom Keyboard wird der Bass grundiert und die Harmonie ausgefüllt, eine Saxophonstimme gibt mit ihren Melodien dem Ganzen die Stimme und alles zusammen bekommt einen Drive, mit dem sich trefflich ankommen lässt: TakeTwo, das Weimarer Duo, das seine Jazz- und Swing-Standards zu zweit für ein klassisches Jazz-Quartett präsentiert zeigt: zwei stehen für vier - und miteinander kommt die Sache in Fahrt! Wir sind bei der Eröffnung der 15. Lernstatt Demokratie in Jena und genießen die anregende Atmosphäre der alten 110-KV-Halle des Umspannwerks im Norden der Stadt.

Begrüßung und Eröffnung der Ausstellung - Bild 2

So stehen auch die 55 Projekte demokratischen Handelns, die am Dienstag, den 14. Juni in das Umspannwerk Jena-Nord der IMAGINATA angereist sind, für viele Initiativen und schulische Projekte dieser Art. Das jedenfalls ist die These der Veranstalter, des bundesweit ausgeschriebenen Wettbewerbs "Förderprogramm Demokratisch Handeln". Ausgewählt aus der Zahl von insgesamt 247 Projekte der Ausschreibung "Gesagt. Getan." des Jahres 2004 sind wieder einmal bei der Lernstatt Demokratie nahezu alle dabei: Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Schülerinnen und Schüler aus der Grundschule, den Förderschulen, den Regelschulen und den Gymnasien und natürlich auch den Gesamtschulen. Nahezu alle Bundesländer sind vertreten.

Nach dem Aufbau der Projekt-Ausstellung übernimmt Mirco Günther, jüngst noch Abiturient in Sachsen, in diesem Jahr bereits Student an der FU Berlin und seit zwei Jahren Mitglied in der Jury des Förderprogramms, die Moderation und führt in einer ersten Gesprächsrunde in das Thema der Lernstatt Demokratie hinein: Schulentwicklung für die Demokratie und ein ihr gemäßes Lernen durch Erfahrung, Handeln und Auseinandersetzung mit Themen und Aufgaben des Gemeinwesens und der gegenwärtigen Politik, darum wird es in den kommenden vier Tagen gehen.

Im Gespräch mit dem Geschäftsführer des Wettbewerbs und Förderprogramms tastet sich Mirco Günther zügig zu zentralen Themen vor: Das "Besondere an der Lernstatt Demokratie 2005" will er genant haben und für Wolfgang Beutel ist das auch der Ort der Veranstaltung, der einerseits fast ein "Heimspiel" in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Schulpädagogik und dem großen Projekt der IMAGINATA möglich macht, andererseits gerade deswegen die gespannte Erwartung auch der Veranstalter erzeuge, etwas ganz Besonderes bieten zu wollen. Die Frage, wie sich Politik und die Vorstellung des Politischen zu Gründen und Grenzen des Handelns und Denkens in Blick auf die Demokratie verbinden, steht dabei im Mittelpunkt. Der Moderator fragt nach der weiteren Entwicklung des Wettbewerbs, wobei es sich der Geschäftsführer nicht nehmen lässt, daran zu erinnern, dass die in den bisherigen 15 Jahren erreichte Arbeitsstruktur und das Arbeitsergebnis einen hohen Wert in sich tragen: "Ich hoffe sehr, man erkennt und schätzt den Wert dieses Wettbewerbes, der einen ganz eigenen Charakter trägt - offen für verschiedene Themen und offen für die denkbar verschiedensten Konstellationen von Bewerbern". Wolfgang Beutel hebt in seinem Dank an die Förderer und Geldgeber - Bund und Länder finanzieren die Aktivitäten des Förderprogramms - hervor, dass es kaum andere derart die Kreativität im Politischen herausfordernde und auf die Zusammenarbeit von Bund und Ländern gerichteten Entwicklungsangebote für Schule und Jugendbildung gibt. Möge der Wettbewerb erhalten bleiben!

Stephan Schnurre, Mitglied im Vorstand des IMAGINATA-Vereins, Partner in der Durchführung der diesjährigen Lernstatt Demokratie übernimmt anschließend das Wort. Er erinnert an die Mannigfaltigkeit dessen, wie Menschen sich Politik vorstellen und schließt den Bogen zwischen IMAGINATA und Demokratie auf anschauliche Weise. Allein die Zusammenarbeit, die Vereinbarung von Regeln, gemeinsame Projekte, kurz: die Angelegenheiten aller bedürfen immenser Vorstellungskräfte. In der Begrüßung der IMAGINATA-Geschäftsführerin Gundela Irmert-Müller wird das Herz und der Charme des Hauses beschworen. Die Einladung zum Gang durch die Stationen, zur Erkundung des Gebäudes und die Gastfreundschaft, die dem Haus innewohnt, macht die Teilnehmerschaft sichtbar neugierig auf die Überraschungen, die das Haus bereithält.

"Es gibt viele Wettbewerbe, die vom BMBF unterstützt werden: Jugend gründet, Jugend forscht, Jugend musiziert - was für eine Bedeutung hat ein Wettbewerb wie "Demokratisch Handeln" im Konzert dieser eigentlich Leistungswettbewerbe?" fragt Mirco Günther Frau Dr. Dorothee Harenberg, die seitens des Bundesbildungsministeriums von Berlin nach Jena gefahren ist, um sich die Ideen und Innovationen der Projektausstellung anzusehen. "Breitenförderung ist ebenso notwendig wie die Spitzenförderung", unterstreicht Frau Harenberg, "und insofern ist der Wettbewerb eine hervorragende Ergänzung zum Spektrum der so genannten Leistungswettbewerbe". Zwei Schülerinnen und Schüler aus Bremen und aus Sachsen durften gleich ins kalte Wasser springen und auf dem Podium mit diskutieren: "Die Projekte sind uns wichtig", sagen sie, denn da sei das zu lernen, was in einzelnen Fächern eben nicht stattfindet! Der Erfahrungsaustausch schließt sich an: Die Ausstellung, selbst ein aktuelles und gemeinsames Projekt der "Lernstatt Demokratie", wurde zur Stätte eines intensiven und neugierigen Austausches, der am nächsten Morgen seine Fortsetzung finden wird. Schon bald war eine kurze abendliche Pause in Sicht, die durch das Belegen der Unterkünfte und die Fahrt eben dorthin auch schon wieder erheblich eingegrenzt wurde. Schließlich wollten alle dabei sein, wenn abends ab 20.00 Uhr Altbundespräsident Richard von Weizsäcker, Hildegard Hamm-Brücher, die frisch gekürte Ehrendoktorin der FSU Jena und Ministerpräsident Dieter Althaus als illustre Runde von "Politikern" über das Thema "Warum eigentlich Demokratie?" sprechen sollten.

Viele stehen für vieles und vor allem: für noch mehr, denn die fünfundfünfzig Projekte stehen für alle, die es gibt und die vielen weiteren, die noch möglich sowie nötig sind für eine demokratische Schule in Deutschland und Europa. Die Lernstatt Demokratie Jena, das war sofort spürbar, hat mit viel Schwung und Energie ihren Anfang gefunden. (WB, 16.6.2005)

 
© 2005 Demokratisch Handeln | Impressum